Schraubertag II

Auch am letzten Wochenende legten wir einen Schraubertag ein.  Das selbsterklärte Tagesziel war, die Kette und Zahnräder einer der beiden Teneres zu wechseln. Zur Montage einer Kette gibt es zwei Möglichkeiten: das Einziehen einer offenen Kette, deren Enden anschließend mit einem Spezialwerkzeug vernietet werden müssen, oder den Einbau einer Endloskette, was den Ausbau der Hinterradschwinge erforderlich macht. Da wir das Kettentrenngerät (noch) nicht haben und wir die Schwingenlager prüfen und gegebenenfalls wechseln wollten, entschieden wir uns für die zweite Methode. So lernen wir auch gleich das Motorrad mit all seinen friemeligen Schraubverbindungen besser kennen.

Das Wetter war uns diesmal nicht ganz so gut gesonnen und brachte nur wenig Sonnenschein hervor. Dies war für unsere Arbeit nicht sonderlich von Bedeutung, denn da wir nicht abschätzen konnten, wie lange wir für alle Arbeitsschritte brauchen würden, wollten wir das Motorrad ohnehin in der Garage aufbocken, um bei etwaigen Verzögerungen alles schnell verstauen und abschließen zu können. Also ab in die Garage, Klappstuhl raus, Radio an, Schokolade aufgetischt und los geht’s.

Die Arbeiten gingen zum großen Teil gut von der Hand. Zum Lösen der Ritzel Schraube fehlte uns zunächst eine 32er Nuss. Abhilfe schaffte hier der Werkzeugsatz von Christian. Leider war es mit dem passenden Werkzeug noch nicht getan. Die nach Werksangaben mit circa 120Nm angezogene Mutter bedurfte deutlich höherer Kräfte zum Lösen. So war es notwendig, dass sich Stephan, mit fast dem gesamten Körpergewicht von immerhin mehr als 70kg, auf die Ratsche stellen musste, um die Mutter zu lösen. Ulli hing dabei auf der Hinterradbremse, um das Rad zu blockieren. Aus der Perspektive eines Passanten sah es bestimmt witzig aus, wie zwei Leute auf einem Motorrad hängen.

Nachdem wir die Schwinge entfernt und die Lager überprüft hatten, beschlossen wir die Nadellager und die Staubschutzgummis zu ersetzen. Dies stellte sich als deutlich schwieriger heraus als gedacht: das Nadellager wollte sich keinen Millimeter aus der Schwinge heraustreiben lassen. Erst unter Zuhilfenahme einer Heißluftpistole konnten wir das Lager aus der Schwinge entfernen. Dieser Umstand machte uns nun aber Kopfzerbrechen, denn es sollten schließlich neue Lager wieder verbaut werden. Wie aber sollten wir die neuen Lager, ohne Beschädigungen wieder in die Schwinge an die richtige Position bekommen? Ohne Christians Werkstattausstattung  wären wir vermutlich an dieser Stelle verzweifelt und hätten die Schwinge samt Lager am nächsten Tag zu OTR oder zur Yamaha-Werkstatt gebracht. Aber Dank Christians Schraubstock konnten wir die Lager, welche wir zunächst im Gefrierschrank lagerten, bis zur gewünschten Position sanft und ohne Hammerschläge in die Schwinge einpressen.

Danach tauschten wir das Ritzel sowie den Zahnkranz und ersetzten die Kette durch eine deutlich stärkere. Durch den Austausch des Zahnrades am Hinterrad, gegen eines mit 48 statt 45 Zähnen, also einer daraus resultierenden kürzeren Übersetzung, versprechen wir uns eine bessere Beschleunigung im unteren Drehzahlbereich. Dieser Vorteil wird sich vor allem beim Fahren mit den vollgepackten Maschinen bemerkbar machen. Zwar geht das ein wenig zu Lasten der erreichbaren Höchstgeschwindigkeit von 160km/h, doch unsere Reisegeschwindigkeit wird ohnehin weit darunter liegen.


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