Denali Nationalpark

3. Juli – 6. Juli

Nun ist es bereits Donnerstag (3. Juli). Eigentlich hatten wir uns auf eine trockene Unterkunft nach den nicht enden wollenden Regentagen gefreut, aber das wir dann gleich sechs Nächte bei Ann und Will bleiben, hätten wir nicht gedacht. Umso schwerer fällt uns der Abschied an jenem Donnerstag. Aber es nutzt nichts, es hat endlich aufgehört zu regnen und lässt uns somit hoffen, dass wir trocken zum Denali Nationalpark kommen. Rund 125 Meilen auf einer gut befahrbaren Straße liegen an diesem Tag vor uns und verlaufen entspannt.

Der Name des Parks leitet sich von dem indianischen Wort „denali“ ab und bedeutet „der Hohe“, was sich wiederum auf den höchsten Berg Nordamerikas, den Mount McKinley mit einer Höhe von 6193m bezieht. Im Besucherzentrum des Parks sind wir zunächst etwas verwundert, da die Eintrittskarten und die Campingplätze an einer anderen Stelle verkauft werden. Eigentlich hätte man das alles gut zusammenlegen können, aber hier hat man eben viel Platz. Dennoch hoch erfreut verlassen wir das Besucherzentrum, da der Annual Pass (Ausweis für alle Nationalparks in den USA) für uns beide gültig ist. So mussten wir nicht wie zuvor angenommen zwei Pässe kaufen. Wir waren schon kurz davor diesen Pass in Deutschland zu bestellen – wohlgemerkt jeweils einen. Somit haben wir quasi $80 gespart. Gut gelaunt ging es nun zu dem Platz an dem man die Shuttlebus -Touren und Zeltplätze ordern kann. Um den National Park zu besichtigen ist man auf die Shuttlebusse angewiesen, da man mit dem eigenen Fahrzeug nicht hineinfahren darf. Wir entschieden uns für eine Bustour bis zum Eielson Visitorcenter (ca 100km im Parkinnere ) und dafür zwei Nächte auf dem Campingplatz zu bleiben, da die Touren morgens sehr zeitig starten und bis spät abends dauern. Viele Möglichkeiten für die Auswahl des Campingplatzes hatten wir zwar nicht mehr, da wir vorher nichts reserviert hatten. Aber bei den günsitgen „Tent-only“ Plätzen war noch was frei (und das nahezu mückenfrei).

Damit wir die Zeit im Denali Nationalpark optimal ausreizen konnten, entschieden wir uns den Bus 6.30Uhr (morgens) zu nehmen und waren dann sogar so zeitig an der Haltestelle, dass man uns im 6.00Uhr-Bus mitgenommen hat. Die Entscheidung so zeitig aufzustehen war goldrichtig. Denn auf dem Weg zum Visitorcenter sahen wir bereits einige Moose, Karibus, Dall Schafe und sogar eine Bärin mit ihren zwei Jungen. Allerdings auch nur wieder aus relativ großer Entfernung. Viel wichtiger ist jedoch, dass wir den Mount McKinley wolkenfrei sehen konnten. Denn lediglich 30 Prozent der Besucher sehen den Berg ohne Wolken. Viele bekommen ihn gar nicht zu sehen. Wir hatten ja bereits auf unserem Flug nach Anchorage das Glück den „Hohen“ in seiner vollen Pracht sehen zu können, aber jetzt vom Boden aus ist er schon deutlich beeindruckender.

Am Visitorcenter angekommen machten wir eine kurze Pause, um dann gestärkt eine Wanderung auf dem Alpine-Trail machen zu können. Der Anstieg hatte es in sich, sodass wir die Verschnaufpausen ausgiebig zum Fotografieren nutzten. Es ist kaum zu glauben wie abwechslungsreich die Vegetation an einem mit Steinen und Schotter besetzten Hang sein kann. Immer wieder endeckten wir neue Pflanzen, die mit ihren Blüten farbige Akzente in den steinigen Boden zauberten. Aber auch die Fauna kam nicht zu kurz. Zum einen trieben zahlreiche arktische Ziesel (arctic ground squirrel) ihr Unwesen und zum anderen zog ab und an ein Goldadler seine Kreise über uns. Die niedlichen und teilweise relativ zutraulichen Ziesel hatten es uns angetan und hätten uns zu Zeiten der Analogfotografie sicherlich einige Filmrollen gekostet. Für uns war es einfach nur herrlich die kleinen Nager zu beobachten. Und je länger wir an einem Punkt ausharten, umso zutraulicher wurden sie.

Die Landschaft um uns herum war natürlich auch ein gern fotografiertes Motiv. Oft wünschte ich mir Aufnahmen wie bei Google Streetview machen zu können, um euch noch besser zeigen zu können wie es hier aussieht. Unsere Fotos und Erzählungen können nur einen Bruchteil der Schönheit hier wiedergeben. Theoretisch könnten wir hier alle hundert Meter ein Foto machen, da sich die Blickwinkel und die Motive verändern, aber das muss eben erst mal reichen. Langsam zog sich dann auch eine kleine Wolkenschicht vor den Berg, was für uns ein Zeichen war den Rückweg anzutreten. So ging es also wieder in den grünen großen Bus auf die staubige Piste. Auf dem Rückweg hatten wir noch mehr Glück als bereits auf dem Hinweg. Neben einem Fuchs und einem Schneehuhn sahen wir auch die Bärin mit ihrem Nachwuchs wieder. Leider hatte es der Busfahrer verdammt eilig und düste schnell nach einigen kurzen Minuten weiter. Wir alle waren nicht gerade begeistert, da die Bärin, auch wenn sie noch recht weit weg war, sich in unsere Richtung bewegte und sie uns wahrscheinlich richtig nahe gekommen wäre. Also können wir nur wieder hoffen, in Kanada etwas näher an Meister Petz heranzukommen.

Am Campingplatz angekommen machten wir uns noch ein leckeres Abendessen und mit gefüllten Bäuchen und geschafft von der Wanderung ging es dann schnell zu Bett. Denn am nächsten Tag sollte es weiter auf dem Denali Highway Richtung Delta Junction gehen. Unser Morgen begann mit dem üblichen Prozedere – Essen, Waschen, Zelt abbauen, Motorräder beladen. Diese standen aber auf einem Parkplatz circa 500m entfernt von unserem Zeltplatz und nachdem ich mein Bike geholt hatte und mit dem Beladen beschäftigt war, holte Ulli ihre Maschine. Leider stellte sie bereits auf dem Weg zum Zeltplatz fest, dass der hintere Reifen platt war. Und wer schon mal einen Reifen von Hand gewechselt hat, weiß wie sehr wir uns in diesem Augenblick gefreut haben… Kaum standen wir so da und holten das Werkzeug heraus, kamen schon die ersten Biker und boten uns ihre Hilfe an. Schnell war ein Kompressor hergezaubert und Lester kümmerte sich auch gleich noch um unsere Ersatzteilversorgung. Er telefonierte mit einigen Händlern und versuchte uns so ein paar Bremsbeläge zu besorgen, da diese hier nicht ohne weiteres zu bekommen sind.

Lester, Paul und John leisten "Erste Hilfe"
Lester, Paul und John leisten “Erste Hilfe”

Lester, John und Paul vielen Dank an dieser Stelle für eure Hilfe! Leider habe ich eure Karte mit den Kontaktdaten verloren. Falls ihr das lest, würden wir uns über ein Lebenszeichen von Euch sehr freuen.

Mit dem Kompressor war der Reifen schnell wieder aufgepumpt und wir hätten weiterfahren können. Uns war aber klar, dass wir nach der Ursache suchen müssen. Also heißt es Reifen demontieren und den Schlauch überprüfen. Gesagt getan. Hinterrad ausgebaut und auf dem Reifen so lange rumgekaut bis sich der Gummi von der Felge lösen ließ. Nun mussten wir das Problem finden. Denn im Reifen selbst konnten wir keinen Fremdkörper entdecken, der ein Loch verursacht hätte. Es war zu unserem Erstaunen ein alter Flicken. Eine Blase hatte sich gebildet und ist bis zum Rand gewandert, wo sie langsam Luft entweichen ließ. Ein weiterer Flicken sollte das Problem lösen und tat dieses auch. Nachdem die Quelle des ungewollten Luftstroms geschlossen war, ging es an die Montage des Hinterreifens. Zum Glück hatten wir das Motorrad günstig geparkt und konnten die Arbeiten im Schatten durchführen. Wenn ich mir vorstelle, dies alles bei vollem Sonnenschein im Beisein blutdurstiger Moskitos durchführen zu müssen, dann vergeht es mir jetzt schon. Aber am Ende hat alles geklappt und wir konnten die Fahrt nach circa 3 Stunden Verzögerung endlich fortsetzen und uns auf den Denali Highway freuen.

Zunächst wollten wir aber noch einen Abstecher zum Savage River machen, an dem wir am Tag zuvor ein Karibu durch den Fluss waten sahen. Hier wollten wir eigentlich eine kleine Wanderung unternehmen. Dank der Reifenpanne passte dies jedoch nicht mehr in unseren Zeitplan, da wir uns noch eine Husky-Show ansehen wollten, die im Park jeden Tag frei für alle Besucher gezeigt wird. So blieb uns nur die Zeit, um etwas Sonne zu tanken und einen kleinen Snack zu verspeisen. Auch unseren Füßen gönnten wir ein Wellnessprogramm im kalten Flusswasser. Kurz darauf fuhren wir zurück zur Husky-Show, bei der uns Parkranger die Arbeit der Tiere erklärten und kurz demonstrierten wie leistungsfähig diese Powerpakete sind. In der Winterzeit sind sie teilweise die einzigen Fortbewegungsmittel, da Schneemobile ihren Dienst bei Temperaturen unter -30°C versagen. Für Huskys hingegen fangen die optimalen Temperaturen erst bei -10°C an. Mit ihren Schlitten transportieren sie in der Winterzeit zum Beispiel Baumaterialien an Stellen, die im Sommer mit Fahrzeugen nicht zu erreichen sind. Aber auch für Rettungsaktionen werden sie eingesetzt. Nach dem die Show vorüber war ging es dann weiter nach Osten.

Der Denali Highway selbst war sehr staubig und hatte auf den 120 Meilen Gravel Road zwischen Cantwell und Paxson viele große Schlaglöcher zu bieten. Doch die Landschaft mit Blick auf die Alaska Range, durch die uns die Straße führte, glich diese Widrigkeiten wieder aus. Ziel war ein uns bereits bekannter Ort, den wir bereits auf der Fahrt nach Fairbanks kennengelernt hatten. Nördlich von Paxson sahen wir bei der ersten Vorbeifahrt einen Gletscher dessen Schmelzwasser bereits eine Straße erreicht hatte und diese überflutete. Dies wollten wir uns nun etwas genauer ansehen und schlugen unser Lager auf einer großen Fläche auf, auf welcher vermutlich einige Tage zuvor der 4. Juli (Unabhängigkeitstag) gefeiert wurde. Leider kamen wir bei unseren Erkundungen nicht all zu weit, da das Wasser sich bereits seinen eigenen Weg gebahnt hatte und uns somit von der Weiterfahrt abhielt. Mit etwas mehr Off-Road-Erfahrung wäre man hier sicherlich noch weiter gekommen, aber wir stehen noch am Anfang unserer Reise und haben noch ein paar Kilometer vor uns, um dazuzulernen. Im Anschluss fuhren wir weiter nach Delta Junction.


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