Kanada wir kommen – Kanada (Teil 1)

11. Juli bis 27. Juli

Nach über 5 Wochen in Alaska haben wir am Freitag (11. Juli) den Sprung nach Kanada geschafft. Die Überquerung der Grenze stellt sich als absolut unproblematisch heraus. Zuvor hatten wir uns noch etwas Sorgen wegen der Mitnahme des Bärensprays gemacht, da uns gesagt wurde, dass z.B. normales Pfefferspray nicht erlaubt ist. Nun ja, nach einer kurzen Fragerunde der Zollbeamten können wir weiterfahren, was uns sehr erfreut, da uns zusätzlich noch eine kleine Schlechtwetterfront verfolgt und wir nicht warten wollen bis diese uns erreicht. So geht es unter deutlich besseren Straßenbedingungen weiter auf dem „Top of he World Highway“ Richtung Dawson City. Um in die Stadt zu gelangen nutzen wir die Fähre, welche nahezu alle 10 Minuten zwischen den Ufern hin und her fährt. In diesem geschichtsträchtigen Städtchen fühlen wir uns schnell um einige Jahre in die Vergangenheit versetzt, denn die Häuser sehen größtenteils noch wie in der Zeit des legendären Klondike-Goldrauschs aus. Eine kurze Stadtrundfahrt mit den Motorrädern reicht uns für erste, da wir auf der Suche nach einer geeigneten Übernachtungsmöglichkeit sind. Unsere Suche führt uns heraus aus der Stadt, direkt auf den Weg zu zahlreichen Goldminen (Bonanza Creek Road). Auf dem Weg kommen wir unter anderem noch an einer der größten hölzernen Dredges vorbei, die früher auf der Suche nach dem kostbaren Metall den Fluss umgrub. Es ist beeindruckend zu sehen, wie effektiv man damals bereits gearbeitet hat und welcher Aufwand betrieben wurde, um an diesen Bodenschatz zu kommen. Wir fahren weiter und fragen uns nach einiger Zeit, ob wir hier überhaupt einen guten Platz finden, da die Besitzer der Minen nicht gerade über Fremde auf ihrem Gelände erfreut sind. Wenn dann noch Gold im Spiel ist, können wir uns gut ausmalen, wie die Leute reagieren könnten. Nach einigen Kilometern war es dann aber so weit und wir fanden ein nettes Plätzchen. Nachdem wir an all den Minen vorbeigefahren sind, hat auch uns der Goldrausch etwas gepackt und wir sehen und den Fluss beim Abwaschen des Kochgeschirrs etwas genauer an. Und siehe da, es glitzert und funkelt im Flussbett nur so, dass wir schnell auf Goldteilchen tippen. Diese sind aber meist so klein, dass es für uns keinen Sinn macht diese zu extrahieren, da uns sowohl das Equipment als auch die Erfahrung fehlt. Aber ein paar funkelnde Erinnerungen haben wir dennoch mitgenommen. Am darauffolgenden Tag fahren wir nochmal in das gemütliche Städtchen und versorgen uns mit kleinen Snacks und schauen uns nochmals die historischen Häuser an.

Kilometer schruppen

„Ab in den Süden“ heißt es nun für die nächsten Kilometer. Nach einem kurzen Zwischenstopp in Keno City zum Übernachten erreichen wir, nach über 530 Kilometern auf meist asphaltierter und relativ langweiliger Straße, Whitehorse. Die Stadt ist mit über 26.000 Einwohnern die größte im Yukon Territorium und gleichzeitig dessen Hauptstadt. Da es besonders in Städten problematisch ist einen „freien“ Campingplatz zu finden, sind wir sehr froh, dass wir bei Patrick (SERVAS Host) unterkommen. Wir treffen uns mit ihm bei McDonalds am Tag als Deutschland die Fußballweltmeisterschaft gewonnen hat. Und wie es der Zufall so will, sitzt dort auch Sebastian, ein Argentinier, der mit seinem Motorrad von Argentinien nach Alaska und wieder zurück fährt. Sein Motorrad hat jedoch ein schwerwiegendes technisches Problem, was in Whithorse nicht behoben werden kann. Pat bietet ihm schnell seine Hilfe an, falls er sein Bike vorrübergehend bei ihm abstellen muss. Sebastian versucht aber vorerst so weiter zu kommen. Das Verrückte an der Sache ist aber, dass wir Sebastian bereits in Cooldfoot (im Norden Alaskas) gesehen haben, ohne ihn näher kennen zu lernen.

- Wir wünschen dir eine gute Fahrt und hoffen, dass wir uns irgendwo wiedersehen. -

Pat selbst fährt gelegentlich auch Motorrad und gibt uns einige Tipps mit interessanten Zielen. Darunter auch der „Grey Mountain“ in Whithorse mit einer guten Sicht über die Stadt. Nach einer kleinen Stadtrundfahrt am Montag fahren wir dann auch zu dem empfohlenen Berg. Die Straßenbedingungen ändern sich schnell, von Asphalt zu Schotterpiste. Dazu kommen wenig später noch ordentliche Schlaglöcher und Auswaschungen, die uns einiges an fahrerischem Können abverlangen. Zu dumm, dass ich noch die Alu-Kisten am Motorrad habe und diese nicht komplett für den Einkauf geleert habe. Damit wird die Fahrt noch etwas ungemütlicher. Nach einigen Metern gesellen sich zu den Schlaglöchern und Auswaschungen noch größere Steine hinzu und die Steigung wird auch immer größer. Ich bin kurz davor anzuhalten, um die Kisten für die Weiterfahrt abzunehmen, aber das ist leichter gesagt als getan. Denn die Steigung ist mittlerweile so stark, dass ich mir es gut überlegen muss dort anzuhalten. „Augen zu und durch“ denke ich und komme schweißgebadet am Gipfel an. Doch bereits die letzten Meter den Berg hinauf wurde mir bewusst, dass wir da auch wieder runter müssen. Egal, jetzt wollen wir erst mal die Aussicht genießen. Dank des schönen Wetters sind die Fernsicht und der Blick auf die Stadt auch wirklich sehr schön. Nachdem wir uns etwas von den Strapazen erholt haben, versuchten wir uns an der Abfahrt. Jeweils ein Mal fallen uns die Maschinen dabei an besonders haarigen Stellen um. Zum Glück stehen wir zu diesem Zeitpunkt, sodass es keinen Schaden an Mensch und Maschine gibt. Abermals schweißgebadet, erreichen wir den Ausgangspunkt dieser Odyssee und ich habe endlich einen Namen für meine Tenere: „Mogo“. Das steht für Mountain Goat (Bergziege) und soll zum Ausdruck bringen, wie gut die Kletter- bzw. Geländeeigenschaften dieses Bikes sind. Ich bin wirklich stark beeindruckt, was mit einem solchen Gefährt alles möglich ist. Den nächsten Tag lassen wir etwas ruhiger angehen und gönnen uns eine Pause. Am Abend kochen wir für unseren Gastgeber “Eier in Senfsoße” nach dem Rezept von meiner Mutti und treffen damit genau den Geschmack von Pat, der sowohl Eier als auch Senf sehr mag. Schade, dass wir keinen Bautzner Senf zur Hand hatten.


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