Wochenendausflug nach Morelia

02.-06.01.2015
 
Veronica und Sergio, Jorges Eltern, haben uns zu einem Wochenendausflug nach Morelia, circa 300km nord-westlich von D.F. eingeladen. Auch Laura kommt mit und so verbringen wir vier Tage im Bundestaat Michoacan. Die Innenstadt von Morelia beeindruckt mit guterhaltenen Bauten aus der Kolonialzeit. Wir wohnen die Tage in einer Plattenbausiedlung am Stadtrand. Am Samstag sind wir wieder zu einer Taufe eingeladen, welche dieses Mal in noch größerem Stil gefeiert wird. Die Taufzeremonie in der Kirche haben wir verpasst, da wir uns am Frühstückstisch zu lange mit gegenseitigem Spanisch- und Deutschunterricht aufgehalten haben.
 
Dafür sind wir dann direkt zur anschließenden Party gefahren, die etwas außerhalb der Stadt im Garten eines Eventlokals stattfand. Zu unserer Überraschung ist unter dem großen Partyzelt ist für 200 Personen sehr festlich gedeckt, krasse Fete für eine Taufe. Nebenan stehen zwei (!) Hüpfburgen für die Kinder (kurz vor Einbruch der Dunkelheit muss ich diese dann noch ausprobieren). Als Appetizer gibt es einen Fleischsaft, den ich dankend ablehnen muss. Alternativ gibt es zum Glück noch Schafskäse. Die Hauptspeise ist ein typisch mexikanisches Festtagsessen: Reis, Fleisch, Salsa und dazu werden Tortillas gereicht. Insgeheim freut sich jeder schon auf den „Pastel“ – den Kuchen. Auf den müssen wir noch bis zum Abend warten. In Mexiko verhalten sich Kaffeetrinken und Abendbrot umgekehrt zu deutschen Gewohnheiten: 15 Uhr gab es das Fleisch, um 20Uhr Kaffee und Kuchen. Am frühen Abend rückt eine circa 10-köpfige Band an, die man schon fast Blaskapelle nennen könnte. Blasmusik ist in Mexiko der absolute Hit. So lauschen wir zwei Stunden lang der ohrenbetäubenden Trompetenmusik, bei der man sich kaum mehr unterhalten kann. Da hilft es nicht, dass die Konversationen in Spanisch stattfinden. Wir können schon nach dem zweiten Lied keine „Melodie“ mehr unterscheiden, doch die Mexikaner rocken von Anfang an auf der Tanzfläche ab. Die Tanzfläche ist fast immer voll, auch schon bevor es Tequila gibt, schwer vorstellbar auf deutschen Familienfeiern. Die Mexikaner wissen wie man Feste feiert und so ist hier eine Taufe ein ausgewachsenes Fest, welches manche Hochzeitsfeier bei uns blass erscheinen lassen würde. Nur der Getaufte hat nicht viel davon, er ist so klein dass er noch nicht einmal laufen kann.
 
Am Sonntag fahren wir von Morelia nach Pátzcuaro, einem „Pueblo Magico“. Wer Mexiko besucht, sollte nach diesen „Pueblo Magicos“, was so viel bedeutet wie „magisches Dorf“ Ausschau halten. Diese Dörfer oder Kleinstädte zeichnen sich durch besonders schöne bzw. historisch bedeutungsvolle Gebäude uns Stätten aus. Sie sind im ganzen Land verteilt. Mit einem Boot fahren wir auf dem Lago de Pátzcuaro zur Insel Janitzio. Fischreiher säumen das noch natürliche Ufer, während wir auf die Insel zusteuern. Schon von weitem können wir die Fischerkanus sehen. Als wir näher kommen formieren sich die Fischer mit ihren Booten zu einem Kreis und präsentieren ihre traditionellen schmetterlingsförmigen Netze. Natürlich ist dies abgesprochen und nach der „Show“, der man sich vom Boot aus nicht entziehen kann, kommt einer der Fischer herüber und sammelt Geld ein. Die Schmetterlingsfischer gehören zur mexikanischen Kultur und sind auf der Rückseite des 50 Pesos Schein abgebildet. Heute sieht man sie allerdings nur noch als Touristenattraktion, fischen geht so niemand mehr. Die Insel ist eine Anhöhe in deren Mitte die Staute von José Maria Morelos thront, Denkmal eines Helden der mexikanischen Unabhängigkeit. Wir erklimmen die Statue und blicken auf den See und die Umgebung. Von hier können wir beobachten, wie sich die Fischer für das nächste Touristen-Boot bereit machen. Die Insel wirkt durch die aneinander gereihten Souvenirgeschäfte, mit fragwürdigen Gegenständen wie afrikanischen Masken (?) leider nicht sehr authentisch und wie eigens für den Tourismus erschaffen.
Zum Mittagessen wollen unsere Freunde eine ihrer Leibspeisen zu sich nehmen. Dafür fahren wir ins nahegelegene Quiroga, wo es die angeblich besten „Carnitas“ des Landes gibt. Es handelt sich hierbei um speziell gekochtes Schweinefleisch. Was für mich aussieht wie eine Mischung aus Fett, Haut und matschigem Fleisch, von deren Verzehr sogar Stephan absieht, ist für unsere mexikanischen Freunde ein Hochgenuss.
 
Am Abend machen wir wieder die Innenstadt von Morelia unsicher, schlendern durch die Gassen und essen Eis. Der 6. Januar, der Tag der Heiligen Drei Könige, der in Mexiko von größerer Bedeutung ist, steht vor der Tür. Entsprechend voll sind die Straßen und die Spielzeugwarenstände platzen aus allen Nähten.
 
Wir hatten ein sehr schönes Wochenende mit Sergio, Veronica und Laura. Wir haben viel gelacht und uns gegenseitig spanisch und deutsch beigebracht. Sie planen in zwei Jahren nach Deutschland zu kommen und wir hoffen, dass wir ihnen dann etwas von unserem Land zeigen können.
 


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