Zwangspause: Wie alles begann

15. Januar – 2. März

Zwischen Mexiko Stadt und Puebla liegen eigentlich nur rund 140km also quasi eine kurze Tagesetappe. Und eigentlich haben wir vor, nachdem wir bereits circa einen Monat in der Hauptstadt verbracht hatten, nun etwas Strecke zu machen, weshalb wir ursprünglich auch nur zwei Übernachtungen in Puebla einplanen. Aber hier kommt alles anders. Aus zwei Übernachtungen werden sechs Wochen.

Nachdem wir es irgendwie durch den Verkehr geschafft und Puebla erreicht haben, werden wir auch schon von Antonio, Rosy und ihren 3 Hunden in ihrem Haus empfangen. Rosy hat ihren Frisörsalon und Antonio sein Fotostudio direkt am Haus. Das nenne ich mal Optimierung des Arbeitsweges. Nach dem Kennenlernen, was bei den beiden ausschließlich auf Spanisch möglich ist, geht es auch schon in die Stadt zu einer kleinen Sightseeingtour. Im Zentrum der Stadt sieht es noch sehr weihnachtlich aus, obwohl es schon Mitte Januar ist.

Am nächsten Morgen bringen wir die Vorderräder der Bikes zum Zentrieren, da sich meine Felge auf der Baja eine ordentliche Delle eingefangen hat und die Speichen bei Ullis Vorderrad alles andere als harmonisch klingen. Danach widmen wir uns der Pflege der Bikes und versehen sie mit den in Mexiko Stadt angefertigten Aufklebern. Uns wurde bereits oft nahe gelegt, dass es besser ist sich als Deutscher (oder auch Nicht-Amerikaner) erkennen zu geben, da Menschen in vielen Teilen der nun folgenden Länder uns für Gringos, also US-Amerikaner, halten werden, was hier nicht wirklich von Vorteil ist. Aus diesem Grund versehen wir unsere Bikes und die Koffer mit der Deutschlandflagge.
Eigentlich sollen die Räder nach einigen Stunden fertig sein, aber das sind sie nicht und wir werden auf Morgen vertröstet. Am Abend haben wir noch genug Zeit um noch einmal mit Antonio und Rosy die Stadt unsicher zu machen. Neben der interessanten Altstadt sehen wir uns auch ein imposantes Lichtspiel an, welches die Geschichte der Stadt in den nächtlichen Himmel projiziert.

Die Vorderräder sind am Folgetag bereit zum Abholen, aber was ist das – plötzlich will man 820 (rund 48 Euro) statt der ausgemachten 700 Peso (rund 41 Euro). Nicht mit uns! Bereits die 700 Peso sind für mexikanische Verhältnisse ein stolzer Preis und so lässt Ulli den Mexikaner mit seiner Idee gnadenlos abblitzen. Bereits im Vorfeld wurden wir mehrmals darauf hingewiesen Preise im Voraus auszumachen, damit es dann nicht zu Überraschungen kommt. Allzu gern versucht man auf diesem Weg den vermeintlich reichen Touristen so das Geld abzunehmen. Und wenn man im Voraus nichts ausgemacht hat, hat man dann schlechte Karten. Trotz allem oder vielleicht auch gerade deswegen will man uns auch bei einem anderen Problem behilflich sein und vermutlich dort mit einem entsprechenden Preisaufschlag die entgangenen Peso kompensieren. Da bereits seit etlichen Kilometern das Federbein von Ullis Tenere zu soft ist und in einer Gefahrensituation nicht mehr die notwendigen Reserven bietet, wollten wir versuchen dem altersschwachen Federbein etwas Druck zu machen und fragen nach, ob die Mechaniker den Druck des Federbeins auf 12 bar erhöhen können. Auch nach mehrmaligem Nachfragen, ob sie fähig sind einen solchen Druck zu liefern, antworteten sie uns mit „Ja“. Wir freuen uns bereits eine sogar preiswerte, wenn auch vorrübergehende Lösung für dieses Problem gefunden zu haben, da man für diesen Service nur 150 Peso pro Bike veranschlagte. Wir also mit den Vorderrädern schnell zurück zu Antonio und bauen diese ein, um dann wieder schnell bei dem besagten Suzuki Händler zu sein. Gemeinsam mit zwei Mechanikern gehen wir also zu einem nahegelegenen Reifenhändler bei dem der eine Mechaniker diese Prozedur bereits das ein oder andere Mal durchgeführt haben will. Nach längerer Suche und Fragerei in verschiedenen anderen Werkstätten hat er dann auch einen passenden Adapter für das Ventil gefunden und versuch den Stickstoff in den Stoßdämpfer zu füllen. Als wir dem anderen Mitarbeiter noch einmal bestätigen, dass er an der Maschine 12 bar einstellen soll, was er uns kaum glauben kann, geht es dann endlich los. Allzeit den Daumen nach oben lächelt uns der Mechaniker an und meint es funktioniert, bis er dann irgendwann feststellt, dass er wohl Stickstoff abgepumpt hat statt es einzufüllen. Nun ja, ist ja auch ganz schön schwer zwischen rein und raus zu unterscheiden, vor allem wenn man dies schon mehrfach gemacht hat. Guten Gewissens versichert er uns, dass es nun aber geht und der Druck langsam aufgebaut wird und erklärt uns, dass dies ein sehr hoher Druck ist. Es sind mittlerweile 2-3 Stunden vergangen, in denen zwei Personen versuchen einen Stoßdämpfer mit Stickstoff zu befüllen und wir spendieren den Beiden eine Dose Cola, da sie sich schon echt bemühen. Aber irgendwann wird es uns auch zu bunt und wir testen den Stoßdämpfer nachdem die beiden uns versichert haben, dass es schon deutlich besser ist als vorher. Pustekuchen, wie eine Luftpumpe lässt sich das Heck der Tenere auf und nieder bewegen und als sich Ulli dann auch noch drauf setzt, federt es fast bis zum Anschlag ein. So können wir kaum weiterfahren und schon gar nicht mit all unserem Gepäck. Extrem enttäuscht treten wir den Heimweg an. Zum Glück mussten wir für die Prozedur nichts bezahlen. Zum Glück für die Beiden…

Am nächsten Tag machen wir uns auf die Suche nach dem Yamaha-Händler. Dieser kann auf die Schnelle auch nicht helfen, würde uns aber den Dämpfer „kostengünstig“ tauschen, wenn wir einen neuen haben. Leider ist die Tenere hier nicht so verbreitet wie erhofft, sodass die Beschaffung eines Stoßdämpfers auch mehrere Wochen dauern kann.

Nach langem hin und her überlegen entschieden wir uns nun neue Stoßdämpfer in Deutschland zu bestellen. Dies war eigentlich erst für Guatemala geplant, um einen gewissen Vorlauf bei der Paketzustellung zu haben, aber nun mussten wir in den sauren Apfel beißen und hier auf die Teile warten. Toni und Rosy sagten uns gleich, dass es für sie kein Problem ist, wenn wir so lange bei ihnen bleiben, auch auf die Gefahr hin, dass es einige Wochen sind.

Jetzt heißt es abwarten und Tee trinken.


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