Zwangspause: Geburtstag oder Hochzeit

Bereits seit Mexiko Stadt plagt mich eine Erkältung, diese hält uns aber nicht davon ab am Donnerstag mit Pepe, den wir bei dem Barbecue mit Tonis Familie kennengelernt haben, Fußball zu spielen. Er ist der Ehemann von Tonis Schwester und arbeitet bei Stanley Black & Decker, einem US-amerikanischen Werkzeughersteller. Auf dem Betriebsgelände spielen wir ein wenig mit der Werks(hobby)mannschaft.

Dann ist es auch schon wieder Wochenende und die zweite Woche in Puebla ist wieder wie im Flug vergangen. Am Samstag helfen wir Antonio und Rossi und fotografieren bei einem 15. Geburtstag gemeinsam mit Rossi, während Toni auf einer anderen Veranstaltung fotografiert. Der 15. Geburtstag (Quinceanos) ist in Mexiko etwas ganz besonderes und wird wie eine Hochzeit, inklusive Kirchenzeremonie, gefeiert. 100 bis 200 Gäste sind keine Seltenheit und das Kleid des Geburtstagskindes erinnert an ein Hochzeitskleid oder manchmal auch an das einer Prinzessin. Eine mehrstöckige Torte darf natürlich nicht fehlen. Für diesen Geburtstag spart die gesamte Familie. Und um eines vorweg zu nehmen: Für Jungs wird dieser Geburtstag nicht annähernd so aufwendig gefeiert. Hier liegt die Vermutung nahe, dass man mit dieser Feier die junge Frau an den Mann bringen will. Alles was die Familienplanung angeht, beginnt in Mexiko schon deutlich eher. Mädchen die mit 14 Jahren ihr erstes Kind haben, sind hier keine Ausnahme. Auch Rossis Oma wurde bereits mit 13 Jahren verheiratet und hatte mit 14 ihr erstes Kind. Das ist zwar schon eine ganze Weile her, aber unüblich ist es dennoch nicht. In Deutschland liegt das Durschnittalter für das erste Kind bei rund 30 Jahren. Für Mexikanerinnen ist es in diesem Alter schwer überhaupt noch ein Kind zu bekommen, hier tickt die biologische Uhr deutlich eher. Ob es deswegen richtig ist mit 14 Jahren ein Kind zu bekommen sei mal dahingestellt. An diesem Beispiel sieht man wie unterschiedlich das Leben der Menschen auf der Welt sein kann.

Aber zurück zu dem Geburtstag, auch hier darf eine große Musikanlage nicht fehlen. Mindestens eine Stunde dauerte es bis alle Boxen auf die Bühne gebracht und angeschlossen werden. Kurz danach kommt unser heiß geliebter Gehörschutz wieder zum Einsatz. Wir machen Fotos mit den Gästen, den Geschenkübergaben und natürlich auch dem Geburtstagskind, welches „Dulce“ heißt, was übersetzt „Süße“ bedeutet. Nach einigen Stunden kommt es dann zum Stromausfall und es ist herrlich ruhig. So wie es aussieht, ist nicht nur das Gebäude betroffen, sondern der gesamte Wohnblock ist dunkel. Die Vermutung, dass die Anlage einfach zu viel Strom verbraucht liegt nahe, da man nachdem der Strom nach zirka einer Stunde wieder fließt, nur noch die Hälfte der Boxen benutzt, was immer noch laut genug ist.

Am Sonntag sind wir mit Tonis Schwester Mirella, ihrem Ehemann Eladio und den Söhnen David und Erik verabredet. Zu sechst fahren wir in einem VW Jetta nach Cuetzalan zu den Pyramiden von Yohulichan. Bei dieser Beladung wird jeder Topes zu einer echten Herausforderung und jedes Mal wenn der Asphalt am Unterboden des Autos kratzt, läuft mir ein kalter Schauer den Rücken herunter und ich wünsche mir, dass wir doch besser mit den Motorrädern hinterher gefahren wären. Aber mit den vielen Mautstellen auf der Straße wäre dies auch teuer geworden und so haben wir wenigstens die Möglichkeit uns etwas besser kennenzulernen. Nach dem Besuch der Pyramiden schauen wir uns noch das Pueblo Magico Cuetzatlan an. Dort sehen wir wieder einmal die fliegenden Musiker (Voladores), die kopfüber an Seilen hängend und rotierend musizieren. Wenig später essen wir leckere Forellen, was wir hier so nicht erwartet haben. Am Montag ist hier Feiertag und wir treffen uns noch einmal mit Eladio, Mirela und Erik. Gemeinsam schauen wir uns Cholula etwas genauer an und besuchen unter anderem das Kloster San Gabriel, das Museum del Sitio sowie einige andere Kirchen, wie die von Tonantzintla, deren Innenraum so reich verziert ist, dass man bald kein freies Stück Wand mehr sieht. Wenig später laufen wir auch noch durch die Tunnel der Pyramide von Cholula, welche sich unter der Kirche Santa Maria de los Remedios befindet. Zum Abschluss des Tages geht es noch mal weit aus der Stadt hinaus und wir essen wieder Forelle. Dieses Mal in einer leckeren Senfsoße.
Obwohl die Tage alle samt sehr schön waren, hatten sie auch etwas Störendes. Ein ständiger Husten begleitet mich immer und überall. Aus diesem Grund entscheide ich mich am Dienstag dann endlich mal einen Arzt aufzusuchen. Dieser diagnostiziert eine Bronchitis und spritzt mir die erste Spritze des Antibiotikums vor Ort in den Hintern. Leider bleibt es nicht bei der einen Spritze, sodass ich in den nächsten Tagen wiederkommen muss. In den folgenden Tagen kümmern wir uns um unsere Bikes. Wir verstärken die Aufnahme der Gepäckboxen (was vermutlich nicht zwingend notwendig ist, aber uns dennoch ein wenig beruhigt, wenn es mal wieder ins grobe Gelände geht) des Weiteren verlegen wir meine GPS-Halterung etwas höher, damit wird das Ablesen des GPS deutlich erleichtert. In dieser Zeit erscheint auch ein Artikel in der Zeitschrift „metro“ über unsere Reise den unser Freund Jorge aus Mexiko Stadt geschrieben hat.

 


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