Panama

16.06. – 25.06.2015

Es ist wieder einmal so weit, es ist Zeit für ein neues Land und unseren zehnten Grenzübergang. Panama wir kommen.
An der Grenze läuft es wie immer. Wir brauchen gute zwei Stunden um unsere Papiere abstempeln und die Teneres mit Pestiziden besprühen zu lassen. Da uns die Hitze in den letzten Wochen zugesetzt hat, sind wir froh, dass wir ein kleines Hostal in Boquete gefunden haben, welches rund 1000m über dem Meeresspiegel liegt und somit für eine Abkühlung sorgt.

Hier treffen wir auch auf Tobi aus Luckenwalde. Er ist in Panama, Nicaragua und anderen Kaffee-Ländern unterwegs um seine leidenschaftliche Verbindung zu Kaffee zu intensivieren. Wenn wir uns mit ihm über Kaffee unterhalten, sprüht das Interesse für dieses Gewächs auch auf uns über. Und dies obwohl wir beide keine „großen“ Kaffeetrinker sind. In seinem Blog „Mit dem Kaffeestrauch per Du“ (http://tobisguterkaffee.blogspot.com) schreibt er über seine hier gemachten Erfahrungen.

Am nächsten Tag lernen wir zwei weitere Deutsche kennen, es sind Stella und Andi (http://travelling.healthyfish.de), die mit dem Rucksack die Welt bereisen und auf der Suche nach seltenen Tieren sind. Ebenso wie mit Tobi verstehen wir uns auf Anhieb sehr gut und können Stunden lang über unsere Reiseeindrücke reden und austauschen.
Neben einer kleinen Wanderung in eine nahegelegene Kaffee-Plantage nutzen wir die verbleibende Zeit um einige Sachen zu reparieren. Der Verschleiß an Reißverschlüssen und anderen Gegenständen macht sich langsam bemerkbar. Nichts ist für die Ewigkeit.

Viele Kilometer wollten wir eigentlich am nächsten Tag zurücklegen, aber eine rund 200km lange Baustelle mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung auf meistens 30km/h, ist da alles andere als hilfreich. Bei dem Tempo würde man rund 6 Stunden und 40 Minuten für die Strecke brauchen. Zum Glück hält sich so gut wie niemand an die Geschwindigkeitsbegrenzung und so kommen wir noch relativ flott voran. Bei den oftmals verschmutzten Fahrbahnen ist jedoch besondere Vorsicht geboten. Gerade dann wenn wir von einer Spur auf die andere wechseln müssen. Aber als wäre die Baustelle nicht schon genug, schaffen wir es selbst uns gute zwei Stunden unsinnig auszubremsen.
Bei einem Tankstopp betanken wir unsere Teneres selbst, was in Zentral- und Südamerika eher unüblich ist, da es hierfür meist Personal an den Tankstellen gibt. Der Tankwart hier scheint aber schwer beschäftigt und wir haben es eilig, sodass wir das Tanken, wie in Deutschland üblich, selbst in die Hand nehmen. Was sich aber als folge schwerer Fahler herausstellt.

Nachdem ich mit dem Betanken meiner Maschine fertig bin, kommt der Tankwart zu uns herüber und meint es wäre Diesel. Schade, dass ich mein Gesicht in diesem Augenblick nicht sehen konnte. Das ist ein schlechter Scherz. Auf der Zapfsäule steht eindeutig „Regular“, was hier bisher immer für Normalbenzin stand. Wir wissen immer noch nicht ob wir dem Kerl glauben sollen. Warum kommt der erst jetzt zu uns als wir quasi fertig sind und nicht schon eher, wenn er schon registriert, dass wir Diesel in das Motorrad tanken. Kopfschüttelnd stehen wir da und wollen das Ganze nicht wahr haben. Wir schauen ungläubig die Zapfsäule an und fragen uns: „Sind wir so dumm, oder ist das hier bescheiden ausgeschildert?“ Egal eine Lösung muss her! Eine Angestellte ruft einen Mechaniker an der in „ein paar Minuten“ da sein soll. Ich bin mir aber sicher, dass dieser völlig unvorbereitet hier ankommen wird, was heißt, dass er keine Pumpe zum Absaugen des Diesels dabei haben wird. Und so war es dann auch.

Wir schicken den „Mechaniker“ wieder weg und kümmern uns selbst. Zum Glück haben wir einen Schlauch und können den Diesel in einen großen Kanister abfüllen, den wir ein einem Geschäft neben der Tankstelle erstanden haben. Da wir uns aber nicht sicher sind, wie viel Diesel am Boden des Tanks übriggeblieben ist und wir nicht abschätzen können was ein Benzin-Diesel-Gemisch dem Motor oder der Einspritzung antun kann, entscheiden wir uns den kompletten Tank zu demontieren, um auch den verbleibenden Diesel zu entfernen. Das Risiko für einen Defekt ist uns einfach zu groß, zumal in einigen Tagen auch noch ein Flugzeug und später die Überfahrt nach Kolumbien mit der Stahlratte auf uns warten. Nach gut zweieinhalb Stunden können wir beruhigt weiterfahren. Auf der einen Seite sind wir froh, dass dem Bike nichts passiert ist. Auf der anderen Seite ärgern wir uns über die verlorene Zeit und den Aufwand. Aber so lange es bei solchen „Lappalien“ bleibt, sollten wir wohl eher froh sein, dass sie so glimpflich ausgehen. Wir möchten uns gar nicht vorzustellen was passiert wäre, wenn wir beide Bikes vollgetankt hätten und losgefahren wären …

Nach einer Nacht im Hostel machen wir uns nun auf den Weg nach Panama City zu Endy und seiner Familie, die etwas außerhalb der Stadt wohnen und werden dort warmherzig in Empfang genommen. Hier werden wir die nächsten Tage bleiben und die Stadt erkunden. Der eigentliche Plan war es hier zwei bis drei Tage zu bleiben um ein Gefühl für dir Stadt zu bekommen und später ein Hostel in der Nähe des Flughafen zu finden, aber schnell wird uns angeboten hier zu bleiben. Sogar die Bikes können wir während der Zeit in Kuba hier stehen lassen. Das ist für uns eine enorme Erleichterung.

Im Laufe der Zeit lernen wir auch noch einige andere Familienmitglieder, wie Endys Schwester kennen, die gleich um die Ecke wohnt. Bei einer Sightseeing-Tour mit Endy erkunden wir die Stadt, dabei darf der weltbekannte Panamakanal natürlich nicht fehlen. Wir haben Glück und können ohne lange warten zu müssen an den Miraflores-Schleusen die zentimetergenaue Durchfahrt einiger großer Frachter beobachten. Es ist wirklich sehr beeindruckend wie diese Riesen durch die enge Passage durchgeschleust werden.
Panama-Stadt ist ein international bedeutendes Banken-Zentrum. Das sieht man auch an der beeindruckenden Skyline, die man in anderen zentralamerikanischen Ländern nicht annähernd findet. 104 überwiegend internationale Banken haben ihren Sitz in Panama-Stadt oder haben dort eine Niederlassung. In kaum einem anderen Ort der Welt gibt es mehr Bankfilialen. Neben dem modernen Erscheinungsbild, gibt es auch noch einen älteren Stadtteil. Casco Viejo ist das alte Viertel der Stadt mit Kolonialbauten, verschiedenen Kirchen und dem Präsidentenpalast. Auch hier führt uns unser Gastgeber herum und hält viele interessante Informationen zu den Gebäuden und Plätzen für uns bereit.
Nachdem der Versuch meine Kamera in Guatemala reinigen zu lassen nicht klappte, bin ich froh hier endlich einen Canon-Store gefunden zu haben, der dies dann endlich, wenn auch zu einem stolzen Preis, zu meiner Zufriedenheit bewerkstelligen kann. Endlich ist die Zeit der dunklen Punkte im blauen Himmel zu Ende.

Auch die Zeit mit Endy und Marisol neigt sich vorerst dem Ende zu. Morgen geht unser Flug nach Kuba. Von Endy perfekt instruiert finden wir im Wirrwarr der vielen Busse unseren Weg zum Flughafen und starten zu einer Reise in der Reise.

 

Kuba

08.07 – 17.07.2015

Nach dem Stress am Flughafen in Kuba, werden wir in Panama-Stadt nach der Angabe der Adresse unserer Gastgeber ohne weitere Nachfragen durchgewunken und brauchen uns keine Gedanken mehr zu den absurden Vorstellungen/Vorgaben der Fluggesellschaft machen. Puhhh! Man hört ja öfters mal von solchen Storys, aber man zweifelt dann schon ein wenig über so viel Schwachsinn. Bis man eines besseren belehrt wird.

Die verbleibende Zeit in Panama nutzen wir wieder einmal für organisatorische Dinge (Datensicherung, Paket in die Heimat (auf dieses wurden übrigens 38US$ in 30 Cent-Briefmarken geklebt), …) und bereiten uns auf die Überfahrt von Panama nach Kolumbien vor.

Am Wochenende besuchen wir auch die Oma von Endy auf dem Land, weit außerhalb von Panama-Stadt. Marisol und ihre Geschwister treffen sich mit ihrer Mutter fast jedes Wochenende hier und entfliehen so dem Trubel der Stadt. Das Grundstück ist fast wie ein kleiner Bauernhof und wir ernten dort Mangos und Yuca (Maniok), die wir auch gleich zum Mittagessen verputzen.

Nach einem leckeren Frühstück bei Endys Schwester Milena geht unsere Reise weiter und wir machen uns auf den hügeligen Weg zur Atlantikküste Panamas. Denn dort wartet die Stahlratte auf uns.


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