Death Valley

Am Tiefpunkt angelangt

(16. – 18.10.)

Die 140mi zwischen Las Vegas und Death Valley schaffen wir relativ zügig. Die Landschaft ist nicht gerade sonderlich spannend. Hin und wieder jedoch sehen wir Militärgelände mit gepanzerten Fahrzeugen und Flugzeugen. Auf einer Armeebasis sehen wir sogar Drohnen starten und landen. Ein weit sichtbares Gefängnis rundet die “Highlights” dieser Strecke ab. Warnschilder, keine Anhalter mitzunehmen, erinnern uns an die aus Filmen bekannten Menschen, die in orangenen Overalls an den Straßen Müll aufsammeln.

Kurz bevor wir in den Death-Valley Nationalpark fahren, suchen wir nach einen guten Platz für die Nacht und finden eine scheinbar verlassene Baustelle. Es macht den Anschein, dass man hier eine kleine Siedlung errichten wollte. Die Straßen und einige Fundamente sind bereits gebaut, aber der Zahn der Zeit hat bereits an ihnen genagt. Hinter einer Ansammlung von Sträuchern und hohem Gras schlagen wir unser Lager auf, so kann man uns von der Straße aus nicht sehen. Am nächsten Morgen, sehen wir, dass weitere Reisende diesen Platz für die Übernachtung auserkoren haben. Ein großer Camper und ein Jeep haben sich zu uns gesellt. Nach dem Frühstück packen wir unsere Sachen und machen uns auf zum “Tal des Todes”. Diese besonders trockene Region in der Mojave-Wüste ist ebenfalls aus vielen Filmen (vor allem aus Western) bekannt. Hier wurden Temperaturen von über 56°C gemessen und selbst in der Nacht bleibt es an einigen Tagen manchmal noch über 41°C. Dies liegt daran, dass die Region von mehreren Gebirgen umschlossen ist und somit eine Zirkulation der Luftmassen kaum stattfindet. Eine weitere Besonderheit dieser Region ist, dass einige Orte deutlich unterhalb des Meeresspiegels liegen.

Im Nationalpark angekommen, suchen wir als erstes nach einem günstigen Campingplatz und bauen unser Zelt auf. Obwohl die Vegetation hier sehr karg ist, haben wir einen Platz mit einem Baum, der uns zumindest in den Morgenstunden etwas Schatten spendet. Nachdem alle Sachen verstaut und die Bikes von ihren Lasten befreit sind, machen wir uns auf zu unserer ersten Tour in dieser unwirtlichen Gegend. Auf dem Weg zum Campingplatz haben wir bereits einige interessante Punkte wie den Zabriskie Point gesehen. Nun geht es zum Dante’s View, der mit 1669m Höhe einen hervorragenden Aussichtspunkt darstellt. Von hier aus kann man gut den ausgetrockneten Salzsee erkennen. Auf dem Rückweg fahren wir durch den 20-Mule-Team-Canyon, der schon fast an eine Mondlandschaft erinnert. Weiter geht es zum Badwater Basin, das mit 85,5 Metern unter Meeresniveau den tiefsten Punkt der USA und somit auch unseren bisherigen Tiefpunkt der Reise darstellt. Hier kann man die verkrustete Salzschicht begehen und näher unter die Lupe nehmen. Von einer Wanderung nach den frühen Morgenstunden wird hier abgeraten, da die Temperaturen im Sommer schnell zum Dehydrieren führen können. Im Anschluss schauen wir uns noch den Devil’s Golf Course an, der seinen Namen sicherlich alle Ehre machen würde, wenn hier jemand Golf spielen müsste. Die Erdkruste ist hier auf einer weiten Fläche aufgebrochen und macht so ein Golfspiel nahezu unmöglich. Selbst eine Wanderung würde hier keinen Spaß machen, da man permanent Gefahr läuft sich an den salzverkrusteten Erdplatten zu verletzen. Abschließend machen wir noch einen Stopp beim Artist’s Palette, ein Ort der für seine vielfarbigen Gesteinsformationen bekannt ist, die wie eine Mischpalette für Maler aussehen.

Am Zelt angekommen machen wir uns ein schmackhaftes Abendessen und lassen den Tag Revue passieren. Wenig später gesellt sich auch unser Fast-Zeltnachbar Chris Michael zu uns, der mit seiner alten BMW von New York nach San Francisco unterwegs ist.
Für ihn ist dieser Trip aber auch ein klein wenig Arbeit, denn auf dem Weg führt er Interviews mit Menschen, die ohne Vater aufgewachsen sind, da diese Selbstmord begangen haben. Auf seiner Website www.fatherlessbysuicide.com berichtet er über seine eigenen Erfahrungen und die Interviews (erst später fällt mir auf, dass wir alle drei recht jung und ohne Väter sind). Da San Francisco auch eines unserer Ziele auf der Reise ist, gibt uns Chris auch noch viele Tipps für diese Stadt. Nach dem Aufstehen machen wir uns zeitig auf den Weg zum Golden Canyon damit uns die Hitze bei der Wanderung nicht all zu sehr zu schaffen macht. Nach diesem Ausflug kehren wir zum Zelt zurück, bauen das Zelt ab und machen uns auf den Weg zu den Baumriesen im Sequoia Nationalpark.

 


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Las Vegas

14. – 16. Oktober

Von Ben ist es heute nur noch ein kurzer Sprung zu unserem heutigen Ziel. Las Vegas liegt nur 120mi südwestlich von Sankt George. Die Fahrt ist relativ entspannt und nicht besonders anspruchsvoll. Dass sich dies aber spätestens an der Stadtgrenze von Las Vegas ändern wird, ist uns bewusst und beschäftigt uns zugegebenermaßen.
Aber nachdem wir nun Las Vegas erreicht haben, schwimmen wir einfach im Verkehr mit und finden auf Anhieb unser Ziel, das Hotel Circus Circus. Normalerweise ziehen wir schon alleine aus Kostengründen unsere transportable Unterkunft einem Hotelzimmer vor, aber hier mitten in der Stadt könnte sich die Übernachtung im Zelt etwas schwierig gestalten. Außerdem sind die Preise für eine Übernachtung im Hotel in der Woche sehr moderat und zusätzlich gibt es meist noch Gutscheine für die überaus reichhaltigen und leckeren All-you-can-eat-Buffets. Genau das richtige für die Mägen von Reisenden. So zahlen wir rund 30€ für eine Übernachtung.

Nach dem Einchecken machen wir gleich mal eine Runde durch das anliegende Kasino. Für uns ist es das erste Mal in solch einem Etablissement. Langsam arbeiten wir uns voran, zu erst begutachten wir die unzähligen Slotmaschinen, dann geht es weiter zu den Roulett-, Poker- und Black-Jack-Tischen. Zwischen durch sieht man imposante Maschinen, die Kinofilmen oder Brettspielen, wie zum Beispiel Avatar oder Monopoly, nachempfunden sind. Hier können meisten mehrere Spieler gemeinsam versuchen diesen Kisten das Geld zu entlocken. Aber nicht nur die Maschinen ziehen unser Interesse an, sondern auch die Menschen, die hier ihr “Glück” suchen. Schnell stellen wir einige Muster fest. Übermäßig oft treffen wir auf rauchende nicht dem Normgewicht entsprechende Personen. Ob das unter anderem an den üppigen Buffets liegt, wage ich mal zu bezweifeln.

Auch wir versuchen einmal unser Glück und gewinnen sage und schreibe 2$. Das war ja einfach, vielleicht versuchen wir es später noch mal, jetzt werden wir uns aber erst mal um das Buffet kümmern. Die Auswahl ist mehr als ausreichend, sodass wir gar nicht wissen womit wir anfangen wollen. Na ja, dieser Zustand hält nicht lange an und schnell schlagen wir uns die Bäuche mit allerlei Leckereien voll. Mühevoll rollen wir uns aus dem Restaurant und machen uns auf den Weg den Strip zu erkunden. Der Las Vegas Strip ist ein Teil des Las Vegas Boulevard, der für eine dichte Ansammlung von Luxushotels und Casinos bekannt ist. An diesem Abend besuchen wir die Kasinos: Palazzo, Venetian, Caesars Palace und Mirage. Das reicht uns dann auch erst mal für den ersten Tag.

Den nächsten Tag beginnen wir mit einem ausgiebigen Camperfrühstück auf dem Zimmer, dann ist es auch schon fast Mittag und somit Zeit für unseren Roulett-Unterricht. Die Grundregeln kennen wir eigentlich, aber die ganzen speziellen Möglichkeiten die Chips in Kombinationen zu setzen sind dann doch gelegentlich neu für uns. Danach geht es direkt wieder auf den Strip, denn da warten noch einige Kasinos auf uns. Nach dem dritten oder vierten Kasino stellen wir jedoch fest, dass diese sich meist nur von außen unterscheiden, aber von innen doch sehr identisch sind. Die Spieltische und Spielautomaten wiederholen sich in allen Kasinos und wenn man einfach nur tief genug in den Maschinenwald hineingeht sieht man auf den ersten Blick nicht mal mehr in welchem der Kasinos man ist geschweige dem den Ausgang. Mehrfach kommen wir bei dem Versuch den Strip weiter zu erkunden an ganz anderen Stellen der Hotels heraus als wir eigentlich geplant hatten. Ich glaube der Plan der Konstrukteure bzw. Architekten und Innenausstatter, sich in den Gebäuden so lange wie möglich aufzuhalten, geht dort sehr gut auf. Auch wir benötigen oftmals mehr Zeit als uns eigentlich lieb ist. Im Excalibur entschließen wir uns dann mal eine Runde Roulett zu spielen. Ulli schlägt sich wacker, lange Zeit stehen wir bei plus-minus Null. Mal machen wir Gewinn, mal Verlust. Die Spieler am Tisch wechseln relativ regelmäßig nur wir und eine aufgebrezelte Frau, vielleicht Mitte 40, sitzen etwas länger am Tisch. Ebenso wie bei uns geht es bei ihr auf und ab, allerdings in deutlich höheren Beträgen als bei uns. Irgendwann gesellt sich sich dann auch ein junges Paar, etwa unser Alter, an den Tisch. Sie hat auf Anhieb Erfolg und vermehrt ihre Chips stetig. Ihr System sieht nicht wirklich anders aus als unseres, sie hat eben einfach nur mehr Glück. Ein wenig neidisch schaue ich schon auf ihren wachsenden Haufen an Chips, aber dann sehe ich, wieder Ulli und sehe wie viel Spaß sie beim setzen der Chips hat. Es ist ein netter Zeitvertreib, für den wir eben bezahlen müssen. Einige Spieler haben mehr Erfolg und werden am Ende für diesen Zeitvertreib bezahlt. Wir gehören leider nicht dazu, aber hatten zumindest ein paar interessante Stunden an diesem Roulett-Tisch und werden uns sicherlich lange daran zurückerinnern. Nachdem wir unseren Einsatz verspielt haben, ziehen wir weiter und schauen uns die restlichen Hotels auf dem Strip an. Eines davon ist das Luxor, welches im Style einer modernen Pyramide, die spielfreudigen Leute anlockt. Dieses imposante Gebäude ist wohl eines der bekanntesten in Las Vegas. Hier will nun auch ich mein Glück versuchen und setze mich an einen Pokertisch. Die Aufregung steigt! Leider habe ich in den letzten Monaten kein Poker mehr gespielt und merke schnell, dass es mir sichtlich schwer fällt. Darum entschließe ich mich auch relativ schnell aus dem Spiel auszusteigen und tausche die restlichen Chips gegen Bares. Lediglich einen Chip behalte ich mir als Souvenir.

Die Zeit verrennt wie im Flug. Innerhalb der Kasinos fällt es einem schwer die Zeit wahrzunehmen, da man nicht nach außen sehen kann und nirgends Uhren zu sehen sind, aber mein Magen funktioniert wie eine unbestechliche Uhr und sagt mir, dass es Zeit zu gehen ist. Auf uns wartet schließlich ein Buffet im Silver Seven. Deutlich abgelegen vom Strip haben wir einen langen Fußmarsch vor uns, der sich auf jeden Fall gelohnt hat. Für ungefähr 10 $ können wir uns die Bäuche wieder ordentlich vollschlagen. Allerlei Köstlichkeiten machen es uns wieder schwer, vernünftige Portionen zu essen, sodass wir den Weg zurück fast rollen können. Aber was ist schon vernünftig an einem all-you-can-eat-Buffett?

Der Weg zurück führt uns am mindestens ebenso bekannten Hotel Bellagio vorbei. Hier spielte auch ein großer Teil der Handlung aus den Kinofilmen Ocean’s Eleven und Ocean’s 13. Mit 3.950 Zimmern und einer Gesamtfläche von 10.800m² gehört es zu den größten Hotels weltweit, wie einige andere hier auf dem Strip. Die gesamte Hotelanlage ist der italienischen Landschaft des Comer See nachempfunden. An dem 3,2 Hektar großen See tummeln sich bereits viele Schaulustige, die auf die Licht- und Musikshow der Wasserfontänen warten. Auch wir gesellen uns dazu und warten auf das Spektakel. Das Warten hat sich gelohnt – die Show kann sich sehen lassen. Rhythmisch bewegen sich die beweglichen Wasserstrahlen im Takt der Musik. Lautsprecher (mit ordentlich Bass) im Geländer und unter den Laternen verstärken den grandiosen Gesamteindruck und lassen manchmal sogar das Feeling eines Feuerwerks aufkommen. So schauen wir uns die immer wieder wechselnde Show am Ende mindestens 3 Mal an. Da es nun aber schon ordentlich spät geworden ist, wandern wir die verbleibenden 1,9mi auf direktem Weg wieder zurück in unser Hotel und gehen schlafen.

Am Morgen (16. Oktober) packen wir wieder unsere Motorradkisten und machen uns auf den Weg zum Death Valley in Kalifornien. Zuvor fahren wir aber noch mal bei Tageslicht mit unseren Teneres den Strip entlang. Es ist schon erstaunlich wie unterschiedlich ein und das selbe Gebäude mit und ohne Beleuchtung wirken kann. Mit unseren bepackten Bikes ziehen wir mehr Aufmerksamkeit auf uns als all die dicken Limousinen und schicken Sportwagen. Edelkarossen sind in Las Vegas eben nichts Außergewöhnliches mehr. Aber nun heißt es Abschied nehmen und auf geht es in den nächsten Bundesstaat, den letzten auf unserer Reise durch die USA.
 


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Schade, der letzte Braten

10. -14.10.2014
 
Mit Utah sind wir immer noch nicht ganz fertig. Es verbleibt uns noch St. George zu besuchen, die Stadt im Südwesten des Bundesstaates, in welcher Ben, ein Neffe von Gail wohnt. Bereits bei seiner Oma in Buffalo Wyoming hatten wir mit ihm telefoniert und ein Wochenendbesuch bei ihm ausgemacht. Es ist nun Freitag und mit dem $15 Prepaid Handy, welches wir uns extra für die USA für solche Situationen besorgt hatten, rufen wir ihn 45min vor unserer Ankunft in St. George an. Er ist gerade auf Arbeit, nimmt sich jedoch extra Zeit nach Hause zu kommen, um uns in sein Apartment zu lassen.
 
Er flitzt durch das Haus, zeigt uns unser Zimmer, gibt uns eine neue Decke, die er eben noch schnell gekauft hat, erklärt uns wo wir was finden und das wir in der Küche alles benutzen und essen können was wir mögen. Zunächst kehrt er auf Arbeit zurück, sodass wir Zeit haben, uns nach 25 Tagen Camping wieder an ein Dach über dem Kopf zu gewöhnen und mit richtig warmem Wasser zu duschen. Auch unsere Socken können wir endlich richtig waschen, obwohl wir sie auch zu Selbstverteidigungszwecken weiter hätten nutzen können.
Ben ist Anfang 30, topfit, immer in Bewegung und hat immer etwas zu tun. Er gehört zu den Menschen die alles geben. Am Dixie State College ist er als Tutor für die Studienfächer Foto- und Film tätig und ist selbst am Wochenende für seine Studenten da. In den nächsten Tagen möchte uns Ben die Umgebung der Stadt zeigen, die mit viel schöner Wüstennatur auf uns wartet.
 
Am Samstag fahren wir früh morgens los zu unserer ersten Wanderung zu den Petrified Sanddunes (versteinerte Sanddünen). Wir müssen schauen, dass wir Bens schnellem Schritt folgen können. So springen und klettern wir also über Steine und Felsen, deren Kulisse sich hervorragend für Fotos eignet. Optimal für uns, denn Ben ist ein sehr versierter Fotograf und somit entstehen einige schöne Bilder, auf denen wir beide gemeinsam zu sehen sind. Auf dem Rückweg passieren wir die Stadt Kayenta, eine Community mit millionenschweren Wohnhäusern, die alle mit ähnlicher Architektur unscheinbar in die Wüstenlandschaft integriert sind.
 
Zum Frühstück halten wir in der Umgebung an einer kleinen Pie Bakery. Schon beim Betrachten der Kuchen im Schaufenster läuft uns das Wasser im Mund zusammen. Um möglichst viele Geschmacksrichtungen auszuprobieren, teilen wir uns fünf Kuchen – Pekanuss, Rhabarber-Erdbeer, Pfirsich, Pumpkin (Kürbis) und Cocos, die so gut schmecken, dass wir alles an Ort und Stelle vernichten. Nach einer halben Stunde Schlaraffenland rollen wir weiter zum Snow Canyon State Park. Sandsteinklippen und versteinerte Lavaströme formen hier die Landschaft und lassen uns wieder einmal über die Vielfältigkeit Utahs staunen. Später zeigt uns Ben noch die Cougar Cliffs: Sandsteinklippen auf denen wir herumklettern können und eine schöne Aussicht auf die Stadt in der Ferne haben. Am Abend schauen wir uns den Westernklassiker „The Searchers“ mit John Wayne an, was nun noch mehr Spaß macht, da wir einige Filmkulissen des Wilden Westens, wie das Monument Valley, bereits selbst gesehen haben.
 
In dem Fotostudio am College, in dem Ben arbeitet, haben wir ein Bild von einem Fotoshooting bei einem kleinen Wasserfall in einem Canyon gesehen. Auf unsere Nachfrage hin wo das sei, schlägt uns Ben vor, dort hin zu wandern. Allerdings müssten wir lange Zeit durch einen Fluss waten, was ohne Neoprenschuhe recht kalt ist. In den USA haben die großen Geschäfte auch sonntags offen, sodass wir in einem Sportladen nach billigen Neoprensocken suchen. Doch billig gibt es diese nicht, so versuchen wir es mit Merino-Wollsocken. Das hört sich erstmal komisch an, doch sie sollen zumindest etwas Isolation geben. Am Ausgangspunkt unserer Wanderung durch den Kanarra Creek ist es durch den Wind recht frisch, sodass wir schon überlegen ob es so sinnvoll ist, länger durch einen kalten Fluss zu wandern. So schlimm wie kaltes Gletscherwasser wird es schon nicht sein, also auf geht es. Mit unseren Sandalen und Merino-Socken an den Füßen, suchen wir uns immer den möglichst schnellsten Weg von Stein zu Stein durch das kühle Nass, während Ben mit seinen Neoprensocken fast ständig im Wasser steht um Fotos zu machen. Durch das bunt leuchtende Herbstlaub ist die Atmosphäre im Canyon besonders schön. Nach einer halben Stunde erreichen wir den Wasserfall mit der kleinen Leiter nebenan, jenes Motiv welches wir auf dem Foto gesehen hatten. Wir klettern die kleine Stahlleiter hinauf weiter in den Canyon und kommen zu einer kleinen Plattform, auf der wir Rast machen. Die Füße schmerzen schon etwas, sodass wir sie im Sonnenlicht aufwärmen. Schließlich müssen wir noch den ganzen Weg durch das Wasser zurück laufen. Am Ende hat Ben sogar mit seinen Neoprensocken ordentlich zu tun und spürt seine Zehen kaum noch, da er deutlich länger im Wasser stand als wir. Die Merinosocken sind zwar durchnässt, doch sobald man aus dem Wasser raus ist, halten sie die Füße etwas warm.
 
Zum späten Mittagessen bereiten wir unseren „Spezial-Feta-Grill-Käse“ zu, denn meistens kochen wir zumindest einmal Essen für unsere Gastgeber. Zusammen mit dem gegrillten Lachsburgern ist es ein wahres Festessen. Gut gestärkt brechen wir auf zur zweiten Wanderung des Tages, zu einer weiteren Sand- und Steinwüste. Man könnte nun denken, schon wieder Sand und Stein, wird das nicht langweilig? Nein ganz und gar nicht und uns überrascht es mittlerweile auch nicht mehr, dass wir hier in Utah wieder auf eine andersartige Umgebung stoßen, die sich von dem unterscheidet, was wir bisher gesehen haben.
 
Am Montag legen wir einen „Home Office“ Tag in Bens Wohnung ein, während er arbeiten ist. Zum Abend hin fahren wir gemeinsam zur Mojave Desert, wobei uns allein die Anfahrt durch einen großen Canyon, untermalt durch Filmmusik im Auto, besonders Freude macht. Die Mojave Desert erstreckt sich mit 35.000 qkm über Teile Utahs, Arizonas, Nevadas und Kaliforniens und umfasst dabei auch Las Vegas, das Death Valley und den Joshua Tree Nationalpark bei San Diego. Hier in der Nähe von Sankt George, gibt es einen Abschnitt mit überdurchschnittlich vielen Joshua Trees. Genau das möchte uns Ben zeigen und so genießen wir unseren letzten Abend mit Ben beim Sonnenuntergang zwischen den skurrilen Formen dieser Agavengewächse, welche nur im Gebiet der Mojave Desert zu finden sind.
 
Damit ist unsere Zeit mit Ben zu Ende. Wir haben uns bei ihm sehr wohl gefühlt und konnten uns mit ihm über viele Themen wie Fotografie, Familie, Religion, das Leben in St. George und Weiteres austauschen. Für unseren nächsten Besuch sollen wir klettern lernen, damit wir noch spannendere Wanderungen unternehmen können.
Ben ist der Letzte der Familie Braten (der Familie von Gail aus Anchorage) den wir besuchen. Seine Eltern haben ihm den zweiten Vornamen „Schade“ gegeben, da sie aufgrund der Herkunft des Urgroßvaters einen deutschen Namen integrieren wollten und sich dieses Wort in englischer Aussprache gut anhörte. Doch als Ben nachforschte, was es eigentlich in deutscher Sprache bedeutet, war er nicht sonderlich begeistert. Wir sagen jedoch in dem Fall für uns: Schade, der letzte Braten.
 


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Märchenland und Wüstenachterbahn

05. – 10.10.2014
 
Irgendwo hatten wir mal Leute sagen hören „Bryce Canyon“, den schafft ihr in einem halben Tag. Diese Leute wissen gar nicht was ihnen entgangen ist. Die Parkstraße abzufahren und an den Aussichtspunkten anhalten ist das eine. Doch mindestens genauso faszinierend wie der Anblick von oben, ist eine Wanderung im Inneren des Canyons. Wir nehmen uns also, nachdem wir am ersten Tag einige Aussichtspunkte abgefahren sind, noch einen zweiten Tag für den Bryce Canyon Zeit und wandern den 13km langen Fairyland Loop. Was wir hier sehen sucht seinesgleichen. Wir befinden uns wahrlich in einem Märchenland. Ganze Schlösser meint man zu sehen und es fehlen nur noch die Kobolde und Feen zwischen den bunten Felsen. Wir haben mal die verschiedenen Farben gezählt, die man hier von einer Stelle in den Steinwäldern um uns herum beobachten kann: rot, orange, rosa, lila, weiß, gelb, braun, grün und alle möglichen diversen Zwischentöne. Es ist ein Wunder, dass diese Landschaft noch nicht als Filmkulisse gedient hat. Wie vermutet sind die 13 km Rundweg den meisten Touristen zu lang und so sind wir mehrere Stunden unterwegs und treffen nur wenige Leute an. Der Bryce Canyon zählt definitiv zu unseren „USA-Highlights“.
 
In der Nähe hatten wir in einer „Forest Service Road“ des Red Canyon einen schönen Platz für unser Zelt gefunden. Tagsüber haben wir das Zelt und die Schlafsäcke dort zurückgelassen. Dabei hatte ich ein nicht ganz so gutes Gefühl, doch hierhin verirren sich nur wenige und dann sind dies meistens Naturliebhaber und keine Zelträuber. An zwei Abenden können wir Lagerfeuer machen und Marshmellows rösten. Im Schutz der Dunkelheit und bei ausreichender Wärme des Feuers, „Duschen“ wir uns mit unseren Wasservorräten unter freiem Himmel. Da wir uns auf 2500m Höhe befinden und es schon Anfang Oktober ist, sind die Nächte hier mit Temperaturen unterhalb des Gefrierpunktes sehr kalt. Da freuen wir uns morgens über die verbleibende Glut unter der Asche, die noch erstaunlich warm ist. Die Tage werden für uns zunehmend kürzer, denn es wird bereits kurz nach 6 Uhr dunkel und damit auch kalt. Wir spüren direkt den Temperaturabfall, nachdem die Sonne hinter dem Berg verschwunden ist. Morgens wird es gegen 7 Uhr hell, doch es dauert eine ganze Weile bis es wenigstens 10 Grad werden. Nachmittags ist es in der Sonne wiederum so heiß, dass wir es nur im T-Shirt und Kurzer Hose aushalten.
 
In einer Lokalzeitung hatten wir ein Foto von der „Wave“ gesehen. Die „Wave“ ist eine einzigartige wellenförmige Steinlandschaft, die man nur mit einer speziellen Erlaubnis (Permit) bewandern darf. Diese Permits werden aufgrund des hohen Andrangs jeden Morgen für den Folgetag in der Kleinstadt Kanab verlost. Es gibt pro Tag nur 10 Plätze, die vor Ort verlost werden und selbst in der Nebensaison stehen angeblich 50 Leute auf der Matte. Die Erfolgschancen sind also relativ gering, aber wir wollen es dennoch versuchen.
Damit wir morgens direkt um halb neun am Ort des Geschehens sein können, machen wir uns in der näheren Umgebung von Kanab auf die Suche nach einem Platz für unser Zelt. Der Coral Pink Sand Dunes Park scheint uns dafür geeignet. Nachdem wir uns ein paar Mal im Sand auf Seitenwegen festgefahren hatten, war die Stimmung im Keller. Schließlich finden wir eine große weite Fläche, die auf den ersten Augenblick nicht so gemütlich aussieht, doch wir sind zu fertig um weiter zu suchen.
 
Nachdem sich jeder für sich abreagiert hat, passieren zwei ATV Fahrer unser Zelt und grüßen. Bei Einbruch der Dunkelheit kommen sie zurück und halten bei uns an. Einer der beiden stellt sich als Dave vor und lädt uns dazu ein, später in ihr Camp zu kommen. Er interessiert sich für unsere Motorradreise und im Camp gäbe es Kuchen. Mit Essen kann man Reisende immer locken und da wir heute im Dunkeln eh nichts Besseres zu tun haben, gesellen wir uns später hinzu. Es ist eine größere Familie, die hier versteckt im Busch ihr Lager aufgeschlagen hat. Drei ATVs stehen hintereinander aufgereiht und dahinter sitzen alle um ein großes Lagerfeuer herum. Innerhalb von drei Minuten sitzen wir in Campingstühlen, in einer Hand eine Soda, in der anderen ein Smore (heißer Marshmellow mit Keks und Schokolade). Während wir das Kaltgetränk genießen, werden wir mit Fragen zu unserer Reise bombardiert. Die beantworten wir natürlich gerne und bald hat sich eine lebendige Gesprächsrunde entwickelt. Dave lädt uns für den nächsten Morgen auf eine 20-minütige ATV Fahrt ein und bringt damit unseren Plan nach Kanab zu fahren ins wanken. Wir haben auf Grund einer Verabredung in St. George nicht mehr viel Zeit und müssen uns daher entscheiden: einmalige Wave oder einmalige ATV Tour? Ja, auch wir haben Luxusprobleme.
 
Am nächsten Morgen steht unsere Entscheidung fest: wir nehmen Dave‘s Angebot an. Auf dem ATV ist ein Aufkleber angebracht mit den Hinweisen „niemals Passagiere mitnehmen“ und „nur mit Helm und Schutzkleidung fahren“. Ich nehme also bei Dave auf dem Rücksitz Platz und Stephan bei Brady. Dave’s Töchter nehmen auf dem dritten ATV Platz. Es folgen zwei adrenalinreiche Stunden auf den Sanddünen. Auf dem Rücksitz müssen wir uns gut festklammern, denn wir preschen in einem Affenzahn über die Dünen. Interessant wird es immer, wenn wir oben am Kamm ankommen und erst dann sehen, wie steil die Düne dahinter abfällt. Da fahren wir doch jetzt nicht geradeaus runter? Doch. Aaaahhhh, es ist ein Gefühl wie in einer Achterbahn, nur das unsere Fahrer den Pfad selbst bestimmen können und immer wieder neue verrückte Wege, Höhen, Tiefen und Kurven finden. Die Dünenwüste scheint unendlich, es ist kein Mensch hier und wir haben das ganze Areal für uns. Bald haben wir das Gefühl zu fliegen und es stellt sich ein unglaubliches Freiheitsgefühl ein. Wir düsen hinauf und hinunter, schlagen Haken, springen und am Ende machen unsere Fahrer ein paar Wheelies. Wir haben das Gefühl eine Lotterie mit einem viel besseren Preis gewonnen zu haben. Das breite Grinsen in unseren Gesichtern ist unvermeidlich und löst sich erst einige Zeit nach der Fahrt.
 
Vielen Dank nochmals an dieser Stelle an Dave und seine Familie, für dieses berauschende Erlebnis!

 
Den restlichen Tag verbringen wir mit Dave, seiner Frau Char, den fünf Kindern und den Großeltern im Camp mit Spielen, Essen, Ausruhen und Feuerholz sammeln. Die Familie gehört der Glaubensrichtung der Mormonen an, die besonders hier in Utah weit verbreitet ist.
Dave ist ein Adrenalin-Junkie und hat in seinem Leben schon einige verrückte Sachen gemacht, gewollt oder ungewollt. Am Lagerfeuer kommen wir in den Genuss seiner abenteuerlichen Geschichten, die auf wahren Begebenheiten seines Lebens beruhen. Seine Kinder nennen diese scherzhaft „I-should-not-be-alive“ Stories. Mittlerweile haben die Geschichten eigene Titel wie Snakepit, Cougar bite, Hobo time, Bumper rides … . Dave ist wahrlich ein Erzählmeister und bringt uns alle zum Lachen.
 
Der Zion National Park hat sicherlich mehr verdient als nur einen Tag Aufmerksamkeit und ein paar Zeilen Text, doch da wir eine Verabredung in St. George haben, bleibt uns nicht viel mehr Zeit. So entscheiden wir uns für eine Fahrt mit dem kostenlosen Shuttlebus in den Zion Canyon und zwei kürzere Wanderungen innerhalb von einem Tag. Der Park ist auf den Hauptpfaden gut besucht, bietet jedoch auf den abgelegeneren Pfaden sehr schöne Wanderwege. Auf dem Rückweg von den Emerald Pools, die uns als größere Schlammpfützen enttäuscht haben, machen wir unsere erste Begegnung mit einer wild lebenden Tarantel. Sie wandert langsam über den Pfad, sodass wir in Ruhe ein paar Fotos machen können.
 
Ein Park Ranger hatte uns den Tipp gegeben, dass man am Rande eines anderen Teiles des Parkes frei campen kann. Wir machen uns also auf den Weg zum Kolob Reservoir und fahren eine sehr schöne Bergstraße hinauf auf ein Plateau. Dort sehen wir den Zion Park von einer weiteren schönen Seite. Wir schrauben uns immer höher und höher und bald wird es uns frisch um die Ohren. Kurz vor dem Ziel durchfahren wir leuchtend gelbe Aspenwälder. Durch die dunkleren Holzhütten, die wir ab und an zwischen dem Laub entdecken, haben wir plötzlich das Gefühl in Russland zu sein und bald die Hexe Babjaga in ihrem Sommerhaus anzutreffen. Das Kolob Reservoir ist ein mittelgroßer Stausee, der vielen Wasservögeln ein zu Hause bietet. Wir verbringen noch eine letzte kalte Nacht im Freien, bevor wir am nächsten Tag nach 25 Übernachtungen im Zelt zu Ben nach St. George fahren.
 


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Slot Canyons

30.09. – 04.10.2014  
 
„Hm, ganz schön teuer“ – „Da kommen wir aber so schnell nicht wieder hin und es ist eine einzigartige Fotolocation“… nach einigem Überlegen entscheiden wir uns dann trotz des für uns relativ teuren Eintritts (28€ pro Person) dafür, den beliebten Antelope Canyon zu besuchen. Es ist ein sogenannter Slot Canyon, also eine sehr schmale Schlucht, die durch Wasser und Wind über Jahrtausende in den porösen Gestein geformt wurde. Im Colorado Plateau gibt es viele solcher Slot Canyons, doch der Antelope Canyon ist auf Grund seines vergleichsweise einfachen Zustiegs und der schönen Formen und Farben besonders beliebt geworden. Er liegt nahe der Stadt Page und dem Lake Powell in Arizona in Sichtweite eines größeren Kraftwerkes. Außerdem befindet er sich im Navajo Reservat und darf nur im Rahmen einer geführten Tour besichtigt werden. Durch die zusätzliche Gebühr, die für das Betreten des Reservates erhoben wird und das Monopol der wenigen indianischen Touranbieter, entsteht der hohe Eintrittspreis. Der Besucherandrang ist dennoch so groß, dass im Viertelstundentakt Gruppen von 10-15 Personen durch den Canyon geschleust werden.  
 
Es gibt zwei verschiedene Zugänge zum Canyon, die nicht weit voneinander entfernt liegen: den Upper und den Lower Antelope Canyon. Die beiden Abschnitte unterscheiden sich in ihrer Form: Der Upper Canyon hat einen breiten Grund und oben eine schmale Öffnung, der Lower Canyon hat einen schmalen Grund und oben ein breite Öffnung. Das führt zu verschiedenen Lichtspielen zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten. Reto und Andrea, die beiden Schweizer, die wir im Canyonlands NP getroffen hatten, waren schon dort. Sie haben uns den Tipp gegeben, dass der Lower Canyon trotz des niedrigeren Eintrittspreises aus ihrer Sicht etwas sehenswerter ist. Wir entscheiden uns also für den Lower Canyon.  
 
Von oben betrachtet ist der Slot Canyon eine völlig unscheinbare Felsspalte in einer kargen Umgebung, doch sobald wir die Stahlleitern hinabgestiegen sind, befinden wir uns in einer anderen Welt. Die Sandsteinformationen, die sowohl bizarre Kanten, aber meist harmonisch geschwungene Wellen hervorbringen, beeindrucken uns sehr. Die schmale Schlucht ist zum Teil mehr als 30m tief und die Öffnungen am Canyonrand lassen nur wenig oder zum Teil nur sehr punktuell das Sonnenlicht hinein scheinen. Doch genau das macht den Reiz aus, denn die Farbkompositionen der Steinwände aus Rot-, Orange- und Brauntönen, kommen so erst richtig zur Geltung. Circa 1,5 Stunden dauert die Tour durch dieses bemerkenswerte Naturschauspiel. Leider dürfen wir kein Stativ mit hinunter nehmen, sodass wir uns bei der gegebenen Lichtsituation mit hohen ISO Werten und kleiner Blende zufrieden geben müssen. Es gibt auch spezielle Fototouren, bei denen dann das Mitnehmen eines Statives erlaubt ist, doch dafür bezahlt man dann entsprechend mehr.  
 
Slot Canons sind prinzipiell immer mit Vorsicht zu genießen. Nach starken Regenfällen kann es hier zu Flash Floods kommen. Auch wenn es beim Canyon selbst nicht regnet und über ihm strahlend blauer Himmel ist, kann Wasser von kilometerweit entfernten Regenfällen plötzlich in einer meterhohen Flutwelle den schmalen Canyon durchströmen. Was sonst zur Herausbildung dieser wunderschönen Slot Canyons führt, kostete so im Jahre 1997 elf Touristen im Lower Antelope Canyon das Leben. Egal welchen Slot Canyon man begeht, man sollte sich vorher im Wetterbericht über Niederschläge in der weiteren Umgebung informieren.  
 
Den Antelope Canyon zu durchwandern ist definitiv ein schönes Erlebnis. Doch in Utah befinden sich noch zahlreiche andere Slot Canyons, die auch sehr farben- sowie formenreich und dabei kostenfrei und nicht so überlaufen sind. Allerdings sind diese meist schwieriger zu erreichen und erfordern zum Teil fortgeschrittene Kletterkünste oder manchmal sogar Neoprenanzüge, um Wasserstellen zu durchqueren. Tatjana und Michi hatten uns ja schon damals auf die Slot Canyons aufmerksam gemacht und so entscheiden wir uns dafür, im Grand Staircase Escalante National Monument (GSENM) einige dieser Slot Canons zu besuchen. Wir verabreden uns mit den beiden zu einem erneuten Treffen in einer Pizzeria in Escalante. Es ist schön, sich mal wieder ausführlich in deutscher Sprache mit anderen Reisenden auszutauschen. Auch im übertragenen Sinne sprechen wir die gleiche Sprache und verstehen uns sehr gut, da wir ähnliche Interessen und Ansichten haben. Die beiden geben uns Tipps für Slot Canyons in der Nähe und so machen wir uns in den nächsten beiden Tagen auf, die Dry Fork Canyons und den Big Horn Canyon zu erkunden.  
 
Die Anfahrt zu den Dryfork Canyons über die Schotterpiste „Hole-In-The-Rock-Road“ dauert circa eine Stunde. Das letzte Stück ist mit den Bikes etwas kniffelig, da der Pfad sehr uneben ist und seitlich stark abfällt. Nachdem wir durchgeschwitzt das Ziel erreicht haben, beginnt unsere Wanderung. Drei Slot Canyons liegen hier nah beieinander und münden alle in einen größeren Canyon. Der Eingang zum Peek-a-boo Slot ist nur durch Klettern an einer circa vier Meter hohen Wand zu erreichen. Der Sandstein ist rutschig und es gibt kaum Möglichkeiten zum Greifen mit den Händen oder zum Stemmen mit den Füßen. Auf halber Höhe merke ich, dass ich hier vielleicht irgendwie hochkommen würde, doch dass das Herunterklettern schon schwieriger wird. Vier Meter Fall auf Steinboden würde wohl doch wehtun und so brechen wir das erstmal ab.  
 
Wir erkunden zunächst den Spooky Canyon, der seinem Namen alle Ehre macht. Die Felswände bestehen aus dunklem Gestein und es wird immer enger und enger. Bald müssen wir die Tankrucksäcke zurücklassen und seitwärts weitergehen. Doch auch in diese schmale Felsspalte dringt etwas Sonnenlicht und beleuchtet die zum Teil wie glatt geschliffenen Steinwände. Nach diesem spannendem Ort treffen wir auf dem Rückweg andere Wanderer, die den Peek-a-boo durchquert haben. Sie erzählen uns von einem Hinterausgang, auf dessen Suche wir uns dann direkt begeben. Auf dem Weg kommen uns zwei Leute entgegen und sie beschreiben uns in etwa wo der Eingang liegt. Nach etwas Suche finden wir es schließlich und können nun ohne halsbrecherische Aktionen in das Innere des Canyons vordringen. Auch hier treffen wir auf sehr schöne Form- und Farbgebungen und halten uns dort eine Weile auf. Auf dem Rückweg verlaufen wir uns fast, da wir den falschen Sandspuren folgen und machen einen halbstündigen Umweg. Zum Schluss bleibt uns noch, den Dryfork Canyon entlang zu wandern. Dieser ist nicht ganz so eng wie die anderen, aber auf Grund seiner lila-rosanen Farbgebung und Größe dennoch eindrucksvoll. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit sind wir wieder am Zelt, kochen uns unser Abendbrot und in fallen ins „Bett“.  
 
Am Morgen wartet die nächste Tour auf uns: der Bighorn Trail. Dank der guten Beschreibung von Michi finden wir den nicht ausgeschilderten Ausgangspunkt in dieser einsamen Gegend. Mit Sonnencreme, Sonnenhut, Wasser und ein paar Snacks bewaffnet, machen wir uns auf den Weg. Wir folgen den Spuren im Sand und bald können wir den Canyon erkennen. Die Steinlandschaft hier unterscheidet sich wieder von dem, was wir bisher in Utah gesehen haben. Diesmal dominieren die Farben Gelb, Lila, Weiß und Orange. Nach einiger Zeit zieht sich der bisweilen geräumige Canyon immer weiter zu, bis wir auf eine Engstelle stoßen.  
 
Hier muss es in den Slot Canyon hineingehen, denken wir uns. Doch nach ein paar Metern wartet die erste Hürde: ein Wasserloch. Eigentlich kein Problem, doch man sollte bei Slot Canyons, die man nicht kennt, stets an den Rückweg denken. Wir wissen noch nicht genau wie tief das Loch ist und man muss sich ein Stück den Sandstein hinunterrutschen lassen um hinein und hindurchzukommen. Steht oder schwimmt man sogar einmal im Wasser und kommt den Sandstein nicht mehr hoch, ist man gefangen. Hier draußen ist weit und breit keine Menschenseele und wir wollen natürlich nicht gefangen in der Steinwüste enden. Also prüfen wir erstmal mit einem langen dünnen Ast, wie tief das Becken ist. Der Befund: knietief und damit für uns machbar. Dann lasse ich mich hineingleiten, um zu prüfen ob ich aus eigener Kraft wieder zurückkommen würde. Es sieht einfach aus, doch die Sandsteinrutsche ist extrem glatt und ich finde keine Stelle, um mich mit den Händen irgendwo festzuhalten. Die nackten Füße rutschen ständig auf dem mittlerweile vom Wasser schmierigen Sandstein ab und nach einiger Zeit wird das Wasser ganz schön kalt.  
 
Für diesen Fall sollte Stephan oben bleiben, um mir helfen zu können. Unser erster Plan: im Wasser eine kleine Treppe aus Steinen bauen. Eine blöde Idee, wie wir schnell feststellen, denn sämtliche Steine aus der Umgebung sind poröser Sandstein und zerspringen und zerbröseln im Wasser. Nach erneuten, mehrmaligen Versuchen schaffe ich es dann doch mich im Rückwärtsgang aus dem Loch hochzudrücken. Dabei hilft mir eine minikleine Auswölbung im Stein, die ich mit meinen Zehen umklammern kann. Es geht also doch und nachdem es Stephan auch noch mal versucht hat, packen wir unser Zeug und transferieren unser Tagesgepäck und die Schuhe auf die andere Seite des Wasserlochs. Frohen Mutes dringen wir in den interessanten Slot ein, doch bereits nach weniger als 50 Metern kommt die Enttäuschung: hier ist eine so schmale und tiefe Stelle, dass wir gar nicht erst an einen Versuch denken uns dort hineinzuwagen. Also müssen wir wieder zurück durchs Wasserloch. Spannend war es trotzdem und wir haben mal wieder etwas dazugelernt.  
 
Wir versuchen nun oben am Canyonrand weiterzukommen und finden nach einer Weile tatsächlich einen Pfad, der uns immer weiter in den Bighorn Canyon hineinführt. Es wird wieder eng, doch diesmal können wir mit etwas Klettern alle Hindernisse überwinden. Rechts und links von uns ragen die Felswände steil empor und ab und an huscht eine kleine Echse an uns vorbei. Wir haben pro Person nur einen Liter Wasser dabei, was viel zu wenig ist. Wir hatten jedoch nicht damit gerechnet 6,5 Stunden unterwegs zu sein. Außerdem geraten wir langsam unter etwas Zeitdruck, denn die huckelige Zufahrtstraße wollen wir auf jeden Fall noch vor Sonnenuntergang zurück fahren. Mit riesigem Durst kommen wir wieder an den Motorrädern an, fahren die Schotterpiste zurück und freuen uns mal wieder auf ein selbstgemachtes Campingabendbrot aus der Tüte.  
 


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