Kolumbien – Santander (2)

18.07 – 06.08.2015

Bei bis zu 41°C fahren nun auch wir in den Süden. Die Hitze und die langweilige Strecken machen uns zu schaffen, die Kühlung vom Fahrtwind ist nicht mehr nennenswert. So sind wir froh, dass wir die Stadt Bucaramanga weitestgehend umfahren können und nicht lange in der Hitze beim „Stop and go“ leiden müssen.
 
Kurz nachdem wir den Canyon Chicamocha passiert haben, finden wir auch schon einen netten Campingplatz, wo wir unsere Zelte aufschlagen. Das Ganze erinnert eher an eine kleine Kommune. Hier wird fast alles selbst angebaut, was man zum Leben braucht und mit diversen Bambuskonstrukten, wie Schaukeln oder Wäschespinnen, wird auch noch etwas Geld verdient. Javier, ist ein Mann der hier zu arbeiten scheint. Er lädt uns für den nächsten Tag zum Frühstück ein und zeigt uns die Gegend. Am Ende organisiert er auch noch einen Geländewagen mit dem wir alle gemeinsam zu einem grandiosen Aussichtspunkt fahren. Eigentlich wollte er, dass wir mit den Motorädern und ihm als Sozius dort hinfahren. Zum Glück haben wir das nicht gemacht, denn die Strecke ist so stark zugewuchert, dass wir mit dem Motorrad keinen Spaß gehabt hätten.
 
Heute trennen sich auch vorerst unsere Wege. Less und Catharine fahren eine andere Route als wir. Unser Ziel ist Villa de Leyva ein kleines Städtchen, welches besonders schön sein soll. Die Fahrt dorthin ist nicht besonders schön, da nerviger Verkehr und haarstäubende Überholmanöver der Trucks jederzeit zu besonderer Vorsicht veranlassen und an ein entspanntes Vorrankommen nicht zu denken ist. Eigentlich wollten wir hier eine Wanderung im nahegelegenen Nationalpark machen, aber dort will man umgerechnet rund $30 für den Eintritt und das Parken der Bikes haben. Das ist definitiv zu viel für eine Wanderung.
 
Da wir die gesamte Strecke nach Medellín, die uns durch die Berge von Santander führt, an einem Tag nicht schaffen, machen wir einen Stopp auf halber Strecke. Da wir an Höhe verloren haben, macht uns die Hitze hier wieder mehr zu schaffen. Bei der Zimmersuche handelt Ulli die geschäftstüchtige Frau, namens Flor, von 40.000 auf 20.000 Kolumbianische Pesos runter, was etwas mehr als 6 Euro sind. Für den Preis bekommen wir 2 Zimmer mit je einem Bett. Ein wenig wundert sie sich, dass wir ausgerechnet hier anhalten. Normalerweise stoppen hier nur Trucker, wenn sie es wegen der hereinbrechenden Nacht nicht mehr weiter schaffen. Das Gespräch vertieft sich und sie fragt uns, ob sie uns ein wenig das Dorf zeigen soll. Gern nehmen wir ihr Angebot an und besuchen unteranderem ihre Nichte auf einem Bauernhof mit Truthähnen und Pferden. Dort erzählt sie uns auch, dass es nicht allzu weit von hier einen schönen Wasserfall gibt. Deshalb beschließen wir noch einen Tag länger zu bleiben und den Wasserfall am nächsten Tag zu suchen. Hierbei schließen sich Flor und zwei Nachbarskinder mit an, da es für uns unmöglich ist den Wasserfall alleine zu finden. Wanderwege und Wegmarkierungen gibt es hier nicht. Wir verbringen einen sehr interessanten Tag mit den dreien, baden unter zwei Wasserfällen, schlagen uns durch dichtbewachsenen Dschungel, besuchen eine Finka, auf der Flor 35 Jahre lang gelebt hat (keine Straße nur ein kleiner Pfad führt zu diesem Ort) und finden große versteinerte Fossilien. Ein rundum gelungener Tag. Das hätten wir gestern nicht gedacht, als wir hier für eine Übernachtung angehalten sind.
 
Wieder zurück kochen wir für Flor und uns Pasta zum Abendessen. Flor zeigt auf die Oliven die wir für die Soße verwenden und fragt ob das Fleisch sei. Ulli versucht ihr zu erklären, dass es sich hierbei um die „Frucht“ handelt, mit der James Bond seine Drinks verfeinert. James Bond kennt sie auch nicht. Da uns der letzte Tag sehr gefallen hat, denken wir uns, dass wir ihr etwas mehr geben, als sie ursprünglich für die Übernachtungen und das Essen veranschlagt hatte. Zu unserer Überraschung kommt sie aber kurz darauf zu uns zurück und fragt, ob wir nicht noch freiwillig etwas mehr Geld für den letzten Tag geben wollen. Ihr ist dies sichtlich unangenehm und wir gehen davon aus, dass diese Aktion von ihrem mürrischen Ehemann ausgeht. Wir zücken noch einmal die Geldtasche, warum wissen wir selbst nicht und sind etwas enttäuscht, dass es am Ende wieder auf so etwas hinausläuft.
 


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