Utah – Canyonlands und Arches NP

19.-24.09.2014
 
Auf dem Highway werde ich immer müder, denn es ist so warm, dass selbst der Fahrtwind keine Kühlung mehr bringt. Beide ächzen wir inzwischen unter der prallen Sonne Utahs, die selbst im Schatten das Thermometer auf 35°C steigen lässt. Doch es gibt eine Entschädigung: zum ersten Mal sehen wir diese riesigen Steinwüsten mit ihren rot leuchtenden Felsen, die eine eigene bizarre Landschaft formen.
 
Hinter jeder Kurve eröffnet sich uns ein neuer atemberaubender Blick und wir müssen alle 500m anhalten, um die Landschaft auf uns wirken zu lassen und Fotos zu machen. In dieser Hitze zeigt sich jedoch besonders die Unverträglichkeit zwischen Motorradreisen und Fotografieren: es ist einfach zu heiß in der Sonne in der Motorradkleidung, um sich auch nur 10 Meter weiter zu Fuß zu bewegen oder sich auf die Kameraeinstellungen zu konzentrieren. Dennoch machen wir ständig Halt, sodass es schnell Abend wird und wir uns mit der Schlafplatzsuche ranhalten müssen. Auf einer Webseite mit Tipps für kostenlose Zeltplätze (www.freecampsites.net), haben wir Hinweise für gute Wildcampingplätze vor den Toren des Canyonlands Nationalparks gefunden. Tatsächlich finden wir nach längerem Hin und Her einen guten Platz im Hinterland am Rande einer Schotterstraße und verbringen am Ende fünf Nächte dort. Unser Lager befindet sich nämlich genau zwischen den beiden spektakulären Nationalparks (NP) Canyonlands und Arches NP in der Nähe von Moab. Von dort können wir Tagestouren in die Parks und zum Einkaufen in die Stadt machen, ohne jeden Tag einen neuen Zeltplatz suchen zu müssen. Glücklicherweise gibt es in den USA in den NPs immer Trinkwasserentnahmestellen, sodass wir immer frisches Wasser mit zum Zelt zurückbringen.
 
Bei der Einfahrt in den Arches NP bin ich von der Landschaft so überwältigt, dass sich ein richtiges Glücksgefühl einstellt, hier sein zu dürfen. Eine skurrile Felsformation jagt die nächste. Am Ende des Parks entscheiden wir uns für eine Wanderung im „Devilsgarden“. Wie so oft ziehen wir uns also auf der Straße im Sichtschutz von ein paar parkenden Autos für die Wanderung um. Wir wandern zum Landscape Arch, dem 2. längsten natürlichen Steinbogen der Welt (88m Spannweite) und bestaunen die anderen zahlreichen Steinbögen und „Fenster“.
 
Am nächsten Tag besuchen wir den Canyonlands NP. Eine circa 2km lange Wanderung entlang an der Rim, führt uns zum Grand View Point. Von dort haben wir einen Ausblick auf umliegende Canyons, weite Ebenen und Berge, der seinesgleichen sucht. Allerdings sehen wir auch eine große Unwetterfront auf uns zukommen. Das sieht gewaltig aus und da wir uns auf einem Plateau befinden, sollten wir uns besser vor dem Eintreffen des Gewitters aus dem Staub machen. Zurück am Bike fängt es auch schon an zu tröpfeln. Eigentlich wollten wir noch andere Teile des Parks besuchen, doch das fällt sprichwörtlich ins Wasser. Auf der Fahrt wird der Regen stärker und im Rückspiegel wird es immer dunkler – lieber schnell weg hier. Die vorher so schön kurvig zu fahrende Straße, die wir wieder zurück müssen, wird nun zur Geduldsprobe, denn dass Unwetter ist erstaunlich schnell. Bald hat sich der Himmel zu unseren Seiten auch schon zugezogen und wir geben so weit es geht Gas. Es gibt hier keine Unterstellmöglichkeiten also ist unser Zelt das Ziel.
 
Gerade noch bevor der Wolkenbruch einsetzt, schaffen wir es zum Zelt. Der Boden ist schon stark aufgeweicht und Wasser und Schlamm laufen unter den Zeltboden. Mit unserem Miniklappspaten versuchen wir einen kleinen Ablaufgraben um das Zelt herum zu buddeln. Dann liegen wir eine Stunde mit ohrenbetäubend lauter Geräuschkulisse im Zelt und warten ab. Plötzlich ist es ruhig. Nach einiger Zeit hören wir jedoch ein anderes Geräusch, das nicht so richtig hier hin passt. Ich ahne es schon und mache mich auf den Weg, um der Ursache auf den Grund zu gehen. Circa 50 Meter weiter verläuft nun eine reißende Schlammflut. An dieser Stelle hätten wir vor zwei Tagen fast unser Zelt aufgebaut, doch da der Boden zu steinig war, sind wir eine Ebene weiter hoch gezogen. Wir wissen, dass man nicht in ausgetrockneten Flussbetten zeltet, doch das diese Stelle der Wasserlauf für sogenannte Flash Floods (plötzlich auftretende Überflutungen) ist, haben wir beim besten Willen nicht erkannt.
 
Der neue Fluss schneidet uns nun auch den Rückweg zurück zur Zivilisation ab. Das ist aber nicht so schlimm, denn diese Flash Floods verschwinden innerhalb einiger Stunden, eben dann wenn das ganze Regenwasser abgelaufen ist. Ohnehin sind wir nun erstmal damit beschäftigt uns dieses Naturspektakel anzusehen. Wir wandern den Schlammfluss entlang in Richtung Canyon. Am Rande des Canyons verschlägt es uns fast den Atem: die gewaltigen Schlammmassen stürzen circa 100 Meter in die Tiefe. Das ist mal wieder ein Erlebnis völlig neuer Natur für uns. Gleichzeitig haben wir immer im Hinterkopf, was passiert wäre, wenn wir unser Zelt ein paar Meter weiter vorne aufgebaut hätten.
 
Tag 4 verbringen wir wieder im Arches NP, denn wir wollen noch zum weltberühmten Delicate Arch wandern. Allerdings ist der andere, einfach zu erreichende Aussichtspunkt wegen einer Schlammüberflutung vom Vortag noch gesperrt, sodass sich leider sehr viele Leute auch für diese Wanderung entscheiden. Eine Wegbeschreibung brauchen wir nicht, die Menschenschlange zieht sich bis zum Horizont. Ganze Busladungen von Asiaten scheinen unterwegs zu sein. Weiße Haut gilt in China als Schönheitsideal, sodass viele von ihnen langärmelige Pullover, Gesichtstücher und sogar Handschuhe tragen, um der Bräunung ihrer Haut durch die sengende Sonne zu entgehen. Wir fragen uns wie sie das in dieser Hitze aushalten. Oben am Ziel tummeln sich wie erwartet etliche Leute, so dass es schwer wird Fotos zu machen, bei denen der Steinbogen das Hauptmotiv darstellt.
 
Das, was wir wegen dem Unwetter im Canyonlands verpasst haben, holen wir am letzten Tag nach. So lernen wir in der Nähe des Upheaval Domes, einem großen Krater, Tatjana und Michi kennen, die beiden Abenteurer und Slot Canyon Wanderer aus Bayern. Wir werden sie später in Escalante wieder treffen und sie haben uns auf die wunderbare Idee gebracht Slot Canyons zu bewandern. Später treffen wir auch noch Reto und Andrea aus der Schweiz, welche uns nach einem längeren angenehmen Gespräch je eine kühle Cola schenken. Was für ein Genuss! Mit dieser kleinen Sache haben sie uns eine sehr große Freude gemacht, denn wenn man, so wie wir, monatelang nur wohltemperiertes Wasser trinkt, ist so eine kühle Cola wie eine kleine Geschmacksexplosion für uns. Nach fünf erlebnisreichen Tagen brechen wir nun nach Arizona auf.
 
Das Monument Valley und der Grand Canyon warten schon auf uns.
 


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