Ort mit viel Wasser und die verflixten Umlenkhebel

24.04. – 06.05

 

Es ist Freitag und wir sind bereits zwei Wochen in Xela bei Diego, Sergio, Miriam und Lorinda. Eine Woche lang haben wir unsere Spanischkenntnisse in einer Sprachschule aufgebessert. In der zweiten Woche haben wir gemeinsam mit Greg, Daniel und Joey die Gegend um und in Xela erkundet. Wie man aus den vorrangegangenen Blogeinträgen unschwer erkennen kann, war uns nicht langweilig. Heute packen wir aber unsere Sachen und fahren mit unseren Teneres ein letztes Mal die Stufen aus dem Haus unserer Gastgeber und machen uns gemeinsam mit Joey und Daniel auf den Weg zum Lago de Atitlán.

Bevor wir aber die Stadt verlassen, fallen wir noch einmal bei unserer heißgeliebten Bäckerei ein und versorgen uns mit etwas Proviant. So ausgestattet, können wir die weniger als 80 vor uns liegenden Kilometer entspannt angehen. Kurz nachdem wir die Stadt passiert haben, gelangen wir auf die CA1 und fahren somit zum ersten Mal während unserer Reise auf der offiziellen Panamerika. Die wird hier als Interamericana bezeichnet und ist hervorragend ausgebaut. Wir kommen schnell voran, aber einige Fahrer scheinen es noch eiliger zu haben und schießen förmlich an uns vorbei. Dabei spielt es keine Rolle ob es ein PKW, ein Bus (egal welcher Größe) oder ein dicker Truck ist. Allesamt scheinen mit dem Bleifuß auf dem Gas ins bevorstehende Wochenende zu rasen oder vielleicht auch gegen den nächsten Baum. Oftmals können wir hier nur noch mit dem Kopf schütteln. Aber der Verkehr südlich der USA ist ein Kapitel für sich…

Nach einigen Kilometern verlassen wir die Panamericana wieder und sind deutlich langsamer unterwegs, da die Straßenbedingungen wieder schlechter werden. Was zum Beispiel Busfahrer scheinbar nicht mitbekommen oder diesem Umstand keine Beachtung schenken. Sie rasen nach wie vor an uns vorbei. Nach einigen Kilometern geht es dann nur noch im Zickzack die Serpentinen runter zum See Atitlán dessen Name Ort mit viel Wasser bedeutet. Dieser See ist von den drei Vulkanen Tolimán, Atitlán und San Pedro umgeben. Diese drei Vulkane bieten gerade in den Morgenstunden ein beeindruckendes Panorama. Später zieht die Sicht zu und man kann die Vulkane nur noch erahnen. Nach dem Einkauf auf dem Markt in San Marcos lassen wir den Tag beim gemütlichen Abendessen auf einem Campingplatz mit Seezugang entspannt ausklingen.

Am nächsten Tag kommt uns Greg mit seiner KTM besuchen. Alle zusammen fahren wir mit einem Boot über den See nach San Pedro. Die Boote verkehren hier wie Taxis oder Busse und holen uns direkt vom Steg unseres Domizils ab. An der nächsten „Haltestelle“ treffen wir auf einen alten Bekannten: es ist Rajiv, der Fahrradfahrer den wir in Kanada kennengelernt und bereits in Puebla (Mexiko) wiedergesehen haben. Hier sieht man wieder mal wie langsam wir sind oder wie schnell er ist. Leider haben wir gar keine Zeit uns zu unterhalten, da er gerade sein Boot verlässt und an Land geht und wir auf dem Weg nach San Pedro sind. So bleib es bei einem kurzen „Hallo“. Eigentlich wollten wir uns schon einen Tag vorher treffen, aber auch das hat nicht so richtig geklappt. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass wir Rajiv nicht zum letzten Mal gesehen haben.

Wenig später kommen wir an der Bootsanlegestelle von San Pedro an. Das Örtchen ist touristisch stark erschlossen und vermutlich Anlaufstelle vieler Backpacker. Besonders in der Nähe der Anlegestelle reiht sich ein Souvenirgeschäft und Restaurant an das nächste. Wir kämpfen uns dank einer besonders empfehlenswerten App für Reisende, der iOverlander App, etwas weiter in den Ortskern voran, um uns ein paar leckere – in der App empfohlene – Sandwiches zu gönnen. Diese gibt es zwar nicht wie in der App beschrieben im Doppelpack, aber sie schmecken trotzdem sehr gut. Leider bleibt uns kaum Zeit noch um dieses Örtchen ausgiebig kennenzulernen, denn wenn es Abend wird und die letzte Fahrt ansteht sind die Boote bis zum Anschlag gefüllt und man muss zusehen, dass man noch einen der Plätze für den Weg zurück bekommt. Wir schaffen es noch rechtzeitig und haben alle einen Platz auf dem Boot ergattert. Den Tag lassen wir dann mit Gegrilltem und einem leckeren Schokoladenfondue ausklingen. Mit „Sauren Eiern“ verabschieden wir am Sonntag Greg und versuchen ihn ganz nebenbei zu überreden, dass wir uns in Kolumbien wiedersehen. Viel Hoffnung macht er uns allerdings nicht. Den Rest des Tages nutzen wir zum Entspannen und arbeiten auch mal wieder an unserem Blog.

Am nächsten Tag erkunden wir gemeinsam mit Joey das Dorf Santa Cruz. Auf der Suche nach einem schönen Aussichtpunkt quälen wir uns die lange Straße hinauf ins Dorf. Der schöne Ausblick bleibt uns allerdings verwehrt, das macht aber nichts, da wir unterwegs mit vielen natürlichen Szenen aus dem Leben der Dorfbewohner verwöhn werden. Santa Cruz ist eben noch nicht ganz so touristisch erschlossen wie San Pedro. So lassen uns zum Beispiel zwei Frauen daran teilhaben, wie sie auf traditionelle Weise Stoffe weben. Auf dem Kirchplatz gönnen wir uns eine kleine Auszeit und schauen uns ein Fußballspiel der Mädchen der umliegenden Dörfer an. Ein Kirchplatz als Bolzplatz oder Basketball Court, in Deutschland unvorstellbar, aber hier haben wir derartige Kombinationen schon oft gesehen.

 

Nach einem Bad in See und einer Fotosession mit Zelt und Bikes vor dem Vulkan, brechen wir auf. Es geht dieses Mal im Zickzack die Straße hinauf und später wieder auf die Panamericana. Unser Ziel ist Antigua. Leider ist es hier gar nicht so einfach einen Platz für uns und unsere Bikes zu finden. Es ist eben schon etwas anderer wenn man zu viert unterwegs ist. Ein Platz für vier Personen ist kein Problem aber einen sicheren Stellplatz für vier Reisemotorräder ist schon was anderes. Nachdem wir die Bikes abgestellt haben, schwärmen Ulli, Joey und Daniel aus um eine passende Unterbringung zu finden. Ich bleibe bei den Bikes uns passe auf, dass nichts wegkommt. Nachdem alle wieder zurück sind, vergleichen wir die Angebote und entscheiden uns für das für uns Beste.

Da es meiner Tenere immer noch an ausreichend Bodenfreiheit fehlt und jeder Topes eine Herausforderung ist, haben wir uns die originalen Umlenkhebel der Tenere nach Antigua schicken lassen.  Die Lieferung wurde direkt zu unserem nächsten Hilfsprojekt geschickt, ist aber nach gut einem Monat immer noch nicht am Ziel bei Billy von der EducArte Stiftung angekommen.

 

Das Projekt EducArte

Bereits in Mexiko Stadt haben wir den Kontakt zu Billy Ochoa hergestellt, um unseren Besuch in Antigua bei dem Gemeinschaftszentrum EducArte abzusprechen. Dass sich unser Besuch, auf Grund einer Ersatzteillieferung sowie einer Erkrankung, noch so lange hinziehen würde, konnten wir damals noch nicht wissen. So treffen wir uns erst einige Monate später, am 03.05.2015, mit Billy.

Ein wichtiges Anliegen der nichtstaatlichen Organisation EducArte ist es, die soziale Gerechtigkeit durch Bildung voranzutreiben. Der Focus liegt auf sozial-schwachen Familien in Ciudad Vieja (fünf Kilometer von Antigua entfernt). EducArte sieht dabei die Bildung als Grundstein der gesellschaftlichen Entwicklung. Dazu gehört auch, dass das Verständnis für Vielfalt und Respekt von Unterschieden aller Arten gefördert wird.

Wir möchten diesen Einsatz unterstützen, denn auch wir sind uns sicher, dass Bildung und das Verständnis für Vielfalt ein wichtiges Element in unserer heutigen Gesellschaft darstellen sollte. Gemeinsam mit Billy gehen wir also einkaufen.

Dieses Mal vielleicht ein paar Dinge, die auf den ersten Blick nicht nach den üblichen nützlichen Dingen aussehen, was uns zugegeben etwas Kopfzerbrechen macht. Denn nicht umsonst möchten wir mit Sachspenden und nicht mit Geld unterstützen, damit die Hilfeleistung auch an den richtigen Stellen ankommt.

Ein Drucker und eine Nähmaschine sind zwar Sachspenden, können aber auch sehr einfach für private Zwecke genutzt werden, von denen die zu Unterstützenden nichts haben. Ich finde es sehr schade, dass wir immer wieder dieses Misstrauen entwickeln, was absolut nichts mit Billy oder EducArte  zu tun hat. Leider sieht man immer wieder, wie gute Aktionen zum Vorteil Weniger ausgenutzt werden oder große Wasserköpfe von Organisationen, welche sich Hilfeleistungen welcher Art auch immer auf ihre Fahnen schreiben, große Teile der Spenden erst mal für ihre Selbstorganisation ausgeben.

Aber Billy erklärt uns sehr detailliert wofür diese Anschaffungen primär genutzt werden sollen. Mit einer Nähmaschine will man Taschen und Beutel herstellen, die im täglichen Leben an die Aktionen und Werte der Organisation erinnern und durch den Verkauf die Vorhaben von EducArte unterstützen.  Ein Drucker soll bei der Erstellung von Flyern und Plakaten behilflich sein und somit die Bekanntheit der Organisation erhöhen.

Gern hätten wir uns die Arbeit von Billy und den anderen vor Ort angeschaut, aber leider war dies für uns zeitlich nicht mehr möglich.

 

Unser Problem mit den Umlenkhebeln besteht leider immer noch, sodass wir nach Alternativen suchen. Denn schließlich können wir hier nicht ewig auf das Paket warten, da irgendwann auch mal unser Visa ausläuft.

Da wir von der einen Tenere die originalen Umlenkhebel haben, kommen wir zu der Idee diese nachbauen zu lassen. Ulli stellt einige Hochrechnungen an, welches Material in Frage kommt. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir hier auf Anhieb jemanden finden, der uns die Teile aus hochfestem Stahl anfertigt ist eher gering, sodass sie die Rechnung mit einem der „schwächsten“ Stähle überschlägt. Laut Rechnung könnte das funktionieren. Unser Problem hat sich auch schon beim Personal des Hostels herumgesprochen. Eine der Angestellten (Maribel) kennt jemanden, der mit Metall arbeitet und nach einem Anruf sehen die Chancen vielversprechend aus. Zuvor sind wir auch Alternativen, wie zum Beispiel den Bau der Teile aus Schraubenschlüsseln, die aus gehärtetem Stahl bestehen oder dem Kürzen der anderen Umlenkhebel,  durchgegangen. Aber dies schein nun Hand und Fuß zu haben.  Gemeinsam mit Maribel geht es also nach Guatemala City, wie sich herausstellt zu einem Freund ihres Vaters, dessen Werkstatt unweit von Haus ihrer Eltern liegt. Mit ihm besprechen wir noch einmal detailliert unsere Anforderungen. Nickend nimmt er die originalen Umlenkhebel als Muster entgegen und meint, dass diese morgen fertig sind. Und es kommt noch besser. Maribel lädt uns zum Abendessen bei ihren Eltern ein. Nachdem wir wieder zurück im Hostel sind, geben wir ihr wie vereinbart 200 Quetzales, war umgerechnet rund 22 Euro entspricht und eigentlich eine Art „Lohnausgleich“ sein soll, da wir zuvor dachten, dass wir mit ihr einen halben Tag nach einer geeigneten Werkstatt suchen. Das ist zwar ein stolzer Preis, wenn man bedenkt, dass wir mit einem Bus oder den Motorrädern auch zu der Adresse hätten fahren können, aber wenn alles klappt ist es uns die Sache allemal wert, da Guatemala Stadt nicht gerade als sicheres Pflaster bekannt ist.

Am nächsten Tag gibt sie uns Bescheid, dass sie die Teile erst einen Tag später am Freitag bekommen. Alles kein Problem, wir liegen noch gut in der Zeit und können den Donnerstag für organisatorische Dinge nutzen. Am Freitag ist es dann so weit, wir bekommen die nachgebauten Umlenkhebel. Diese machen auf den ersten Blick einen guten Eindruck, doch bei genauerem Hinsehen fällt uns schnell auf, dass das Metall alles andere als gehärteter Stahl ist, wie be- und versprochen. Aber auch das ist hoffentlich kein Problem, da wir ja bereits festgestellt haben, dass es auch mit normalem Stahl gehen müsste. Dennoch, die Vereinbarung war eine andere. Aber was jetzt kommt, schlägt dem Fass den Boden aus. Maribel möchte noch einmal 200 Quetzales dafür, dass sie die Teile abgeholt hat. Bei unserer ersten Fahr, hat sie uns noch gesagt, dass sie mindestens drei Mal die Woche zu ihren Eltern fährt, was mit Sicherheit auch an diesem Tag der Fall war. Diese Absurdität zeigt uns wieder einmal wie wir hier gesehen werden: als reiche Touristen. Wir denken nicht einmal daran zu bezahlen, da dies in keinem Verhältnis steht. Für die nachgemachten Umlenkhebel haben wir 300 Quetzales bezahlt und für das Bringen und Abholen sollen wir 400 Quetzales bezahlen. Sie lässt sich erst mal nicht mehr blicken. Wir bauen die Teile ein. Zur Sicherheit kommt in jede Tenere ein guter und ein schlechter Umlenkhebel, in der Hoffnung, dass so der schwächere nicht so stark beansprucht wird.

Am Nachmittag kommt eine Lieferung aus Xela. Greg ist da und hat uns Apfelpfannkuchen aus unserer dortigen Lieblingsbäckerei mitgebracht. Da der 1. Mai auch hier ein Feiertag ist, müssen wir alle zusammen in einen 5er-Dorm ziehen. Das hat man uns natürlich nicht gesagt, als man uns die Zimmer angeboten hat. Vergessen? Wir sind alle etwas sauer, aber was solls, davon lassen wir uns das Wochenende nicht vermiesen. Der extra Umzug für nur einen Tag mit all unseren Sachen nervt dennoch.

Da meine Tenere nun einige Zentimeter höher ist, muss auch der Seitenständer verlängert werden. Dies lassen wir bei einer der Zahlreichen Werkstätten hier machen und geben den originalen Ständer gleich mit, damit sie nichts falsch machen können. Und was will man mehr nach gut 2 Stunden ist das Werk vollbracht. Nicht schön aber selten. Am späten Nachmittag brechen Daniel, Greg und ich auf für eine kleine Ausfahrt mit den Bikes. Es geht nach Hobbitenango, einer kleinen Unterkunft hoch in den Bergen. Von hieraus wollen wir den Sonnenuntergang genießen, aber leider vermasseln uns dicke Wolken dieses Erlebnis.

So zeitig wie schon lange nicht mehr quälen wir uns aus den Betten. Es ist 5 Uhr und wir machen uns startklar für eine Tour zum Vulkan Pacaya. Er ist einer der aktivsten Vulkane der Welt. 1965 hatte er seine letzte größere Eruption, ist aber seit dem fast täglich aktiv. Wir wollen uns das Ganze mal genauer ansehen und haben eine Tour zum Vulkan bei einem der vielen Reiseveranstalter hier gebucht. Aber immerhin reicht die Wärme des Gesteins zu rösten Marshmallows. Beim Aufstieg sehen wir die Ausmaße der erkalteten Lavaströme der letzten Eruptionen bis wir irgendwann selbst über diese laufen. Leider führt uns die Tour nicht wie gedacht an den Kraterrand. Gern hätten wir mal die glühende Lava gesehen.

Bevor die Sonne aufgeht, stehen wir auch am Montag auf. Wir wollen raus in die Stadt um einige Fotos zu schießen. Um diese Zeit sind kaum Menschen auf den Straßen und das Licht der aufgehenden Sonne hat einen ganz besonderen Scharm, wenn sie trotz der morgendlichen Kälte alles in einen warmen Farbton hüllt. Weniger schön sind die umherfahrenden Busse, die Auspuffgasen die gesamte Straße einnebeln. Langsam erwacht das Städtchen und immer mehr Menschen kommen auf die Straßen. Dies bedeutet für uns, dass wir den Rückwegantreten und uns auf das Frühstück freuen.

Am Montag erreicht uns eine äußerst freudige Meldung. Billy hat das Paket mit unseren Teilen bekommen. Wir treffen uns nochmals in der Stadt und übernehmen die lang ersehnte Fracht. Nach wenigen Minuten haben wir die hier angefertigten Teile ausgetauscht und sind mehr als nur erleichtert. Jetzt können wir wieder ohne Bedenken über Topes und durch Schlaglöcher fahren. Meine Tenere fühlt sich nun fast wie ein anderes Bike an, so unterschiedlich ist das Fahrgefühl. Vorher war sie butterweich und ich kam mir mit der Tieferlegung von Ullis Maschine manchmal vor wie auf einem vollbepackten Schopper. Topes waren der Horror, da ich erstens stark abbremsen musste und manchmal dennoch gefahrlief mit der Federung durchzuschlagen. Diese Tage sind nun endlich Vergangenheit.

Fazit: Wer mit der Tenere richtigen Fahrspaß will, lässt die Finger von der Tieferlegung!

 


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„More Than Compassion“

07. / 08. April 2015
 
In Huehuetenango, einer Stadt in den Bergen im Norden Guatemalas, besuchten wir den Einheimischen Carlos, den wir über die Online-Platform Couchsurfing kennengelernt hatten. Er erzählt uns nach einiger Zeit, dass er gelegentlich bei einem Waisenhaus aushilft. Auf unsere Nachfrage hin willigte er ein, mit uns gemeinsam dem Haus einen Besuch abzustatten. So fuhren wir mit unseren Motorrädern zum Waisenhaus „Fundación Salvación“ und lernten für kurze Zeit das Innenleben dieser Einrichtung kennen. Rings um einen großen Innenhof mit Spiel- und Sportplatz sind die Gebäude zur Beherbergung der derzeit 107 Kinder im Alter von wenigen Monaten bis zu 18 Jahren angeordnet. Dazu zählen die verschiedenen Schlafsäle für Jungen und Mädchen, eine Küche mit Essraum, ein Büro und Aufenthaltsräume. Nach außen hin ist durch Mauern und ein großes Tor alles abgeschottet. Trotz den Bemalungen an den Wänden wirkt der Ort trist und ein wenig wie ein Gefängnis, wenn man bedenkt, dass sich die Kinder hier den größten Teil ihres Lebens aufhalten und nur für den Schulbesuch und nur für wenige andere Gelegenheiten Ausgang haben.
 
Carlos erzählt uns, dass es sehr schwierig ist, den Kindern Verhaltensregeln und respektvollen Umgang miteinander, sowie gegenüber Erwachsenen beizubringen. Die einzigen Autoritätspersonen die sie haben, sind die Lehrer und Aufsichtspersonen. Ziemlich schnell merken die Kinder, dass sie von diesen Personen keine schlimmen Strafen zu befürchten haben und tanzen daher den Lehrern auf der Nase herum. Ohne eine emotionale Bindung, wie sie Kinder normalerweise zu Eltern haben und daher aus Angst vor „Liebesentzug“ gehorsam sind, ist es schwierig, Kinder zu erziehen.
 
Die Kinder sind zunächst schüchtern als sie uns mit den Bikes erblicken und betrachten uns aus sicherer Entfernung. Nach einiger Zeit bricht jedoch das Eis und die Kinder klettern die Bikes rauf und runter. Kein Knopf oder Schalter ist mehr sicher und sämtliche Funktionen müssen überprüft werden. Sie grinsen uns mit ihren verschmitzten Gesichtern an und machen allerlei Faxen.
 
Wir entschließen uns dazu das Projekt in die Datenbank der Stiftung für Helfer aufnehmen zu lassen und einen Teil unser bisher gesammelten Spendengelder hier abzuzweigen. Es mangelt sowohl an einfachen Dingen wie Zutaten für eine ausgewogene Ernährung, aber auch an Möglichkeiten um den Kindern Abwechslung oder Aktivitäten anbieten zu können. Für das Problem mit der ausgewogenen Ernährung muss eine dauerhafte Lösung gefunden werden, unser Beitrag wäre hier nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Daher entscheiden wir uns für eine nachhaltige Sachspende, um den Kindern Aktivitäten außerhalb ihres tristen Alltags zu ermöglichen: Es gibt einige kaputte Fahrräder die nicht mehr genutzt werden können, weil die erforderlichen Ersatzteile fehlen. Im lokalen Fahrradgeschäft kaufen wir mit Carlos verschiedene Teile, um sie wieder fahrtüchtig zu machen: Pedale, Bremsklötze, Schläuche, Mäntel, Ketten, Felge, Flickzeug usw. Einem Fahrradausflug zum Schwimmbad steht somit nichts mehr im Weg.
 
An einem andern Tag besuchen wir die Grundschule „Colegio Bilingüe Esperanza“, in der die Waisenkinder bilingual unterrichtet werden. Die Schule steht ebenso wie das Waisenhaus unter dem Dach der Non-Profitorganisation „More than Compassion“, was so viel bedeutet wie „mehr als nur Mitleid“. Die Gründer der Organisation sind davon überzeugt, dass einer zerstörten Welt nur geholfen werden kann, wenn dem Mitleid auch Taten folgen.
 
In der Englischstunde in der 2. Klasse halten wir eine kleine Präsentation über unsere bisherige Reise ab. Am Globus zeigen wir die bereisten Länder und unser Heimatland und einige der Kinder können uns auf der Weltkugel sogar zeigen, wo ihr Heimatland Guatemala liegt. Den Kindern fällt es sichtlich schwer still zu sitzen. Die US-amerikanische Lehrerin muss immer wieder zu Ruhe und Ordnung ermahnen und leider zwischendurch auch ein Kind aus dem Klassenzimmer schicken. Der Alltag für die Lehrer hier ist extrem anstrengend und nervenaufreibend. Sie sind hier aus Überzeugung, doch hätten auch sie sich die Arbeit im Vorhinein nicht so hart vorgestellt, wie sie tatsächlich ist.
 
Nach dem Schulbesuch gehen wir zurück zum Waisenhaus und erleben das Geschehen im Speisesaal zum Mittagessen mit: Es gibt Reis mit ein paar wenigen, undefinierbaren Stückchen Fleisch, etwas Sauce und dazu trockenen grünen Salat mit zwei Gurkenscheibchen. Laut Carlos wird die Kost nicht sonderlich abwechslungsreicher. Die Kinder erkennen uns wieder und machen mal wieder Späße und Unsinn während des Essens.
 
Dann ist es Zeit sich zu verabschieden und wir verlassen einen dieser Orte, die es eigentlich auf unserer Welt nicht geben sollte. Über die Schicksale der einzelnen Kinder haben wir nicht viel erfahren können, doch es ist klar, dass jedes von ihnen aus einem traurigen Anlass heraus hier ist. Wir stimmen wir dem Grundsatz von „More than Compassion“ zu: nur Mitleid zu haben hilft nicht, wir müssen auch aktiv etwas dafür tun, um die Situation zu verbessern.
 
Mehr Informationen und Links zur Webseite der Organisation „More Than Compassion“:
http://morethancompassion.org/fundacion-salvacion
http://www.fundacionsalvacion.org
https://www.facebook.com/fundacionsalvacion
https://www.stiftung-fuer-helfer.de/projekt/compassion-fundacion-salvacion/
 
Wer uns ermöglichen möchte, weitere solcher Projekte während unserer Reise zu unterstützen, findet das Spendenkonto und weitere Informationen unter diesem Link:
http://www.krad-wanderer.de/hilfsprojekte/
 


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Spendenaufruf

Stiftung für HelferLiebe Freunde,
Liebe Leser,

auf unserem Weg von Alaska nach Feuerland, haben wir bereits mehr als 20.000 erlebnisreiche Kilometer zurückgelegt und hoffen, dass noch viele mehr folgen werden. All das Erlebte werden wir so schnell nicht vergessen.
Vergessen wollen wir aber auf unserer Krad-Wanderung auch nicht, dass einige Menschen nicht die Möglichkeit haben, eine solche Reise zu unternehmen – dass es Menschen gibt, denen es an Dingen des täglichen Lebens fehlt – dass deren Kinder nicht die Ausbildung erhalten, wie sie für die meisten von uns fast schon selbstverständlich ist.
Bisher führte uns unser Weg von Alaska über Kanada in den Süden der USA.

Auf dieser Strecke haben wir bisher nur selten in Armut lebende Menschen gesehen oder erlebt. Dies wird sich aber auf den vor uns liegenden Etappen in Zentral- und Südamerika ändern. Auch der Motorradreisende Jochim von Loeben sah auf seiner Weltreise viel Armut und andere Missstände und wollte dagegen etwas unternehmen. Aus diesem Grund gründete er vor einigen Jahren die „Stiftung für Helfer“ mit der er anderen Reisenden die Möglichkeit gibt, sich ebenfalls sozial zu engagieren.
Auch wir wollen unseren Teil dazu beitragen und helfen bei einigen der Hilfsprojekte, die in seiner globalen Datenbank zu finden sind. Unser Weg führt uns deshalb zuerst nach Mexico City. Normalerweise versuchen wir meistens größere Städte zu meiden, aber unser erstes Hilfsprojekt ist nun mal genau dort.
„Mit kleinen, aber wirkungsvollen Schritten gegen den Teufelskreis der Armut“, das ist ein Ziel des Vereins “amigos de los ninos e.V. Mexico – Alemania” (Freunde der Kinder), den auch wir bei seiner Arbeit dort unterstützen wollen.

Bereits in Deutschland haben wir damit begonnen Spenden zu sammeln und mit diesen werden wir vor Ort nützliche Sachen, wie zum Beispiel Lehrbücher oder Schreibzeug kaufen und den bedürftigen Kindern zur Verfügung stellen.

Wenn auch ihr diese Idee gutfindet und unterstützen wollt, würden wir uns sehr über eure Spenden bei der Stiftung für Helfer freuen. Das funktioniert folgendermaßen: Ihr überweist den Betrag, den ihr spenden möchtet auf das Konto der Stiftung für Helfer, unter Angabe des Verwendungszwecks „KW“ (Abkürzung für Krad-Wanderer). Diese Gelder werden dann zur Umsetzung unserer Hilfsprojekte zweckgebunden. Wir kaufen von diesem Geld vor Ort mit den jeweiligen Vereinen bzw. Hilfsbedürftigen die benötigten Gegenstände wie z.B. Schulbücher, Schuluniformen usw. Es werden keine Gelder an die Spendenempfänger ausgezahlt, alles erfolgt in Form der Umwandlung vor Ort in Sachspenden. So stellen wir sicher, dass die Spenden auch da angekommen, wofür sie gedacht sind. Derzeit haben wir 3 Projekte aus der Datenbank herausgesucht, die wir anfahren wollen. Weiterhin wollen wir versuchen neue Projekte zu gewinnen und zu unterstützen, wenn genug Spenden zusammenkommen. Für uns ist es zwar selbstverständlich, doch wir erwähnen es an dieser Stelle: Die Gelder werden ausschließlich für die Hilfsprojekte verwendet und nicht für unsere Reise.

Bitte den Verwendungszweck „KW“ sowie eure Adresse (für die Zusendung der Spendenquittung) NICHT vergessen! Damit der Verwaltungsaufwand zur Zuordnung und Zusendung der Spendenquittungen den eigentlichen Nutzen der Spenden nicht übersteigt, empfiehlt die Stiftung für Helfer einen Mindestbetrag von 15€.

Stiftung für Helfer

Stiftung für Helfer
Sparkasse Köln Bonn
IBAN: DE72 3705 0198 1930 6229 05
SWIFT-BIC.: COLSDE33
Verwendungszweck: KW + Adresse
Spendenformular

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Vortrag vor der Reise

StiftungSonntag 09.02.2014 18:00, Vortrag “Weltreise” von Joachim von Loeben, Hürth Löhrerhof

Heute hielten wir unseren ersten kleinen Vortrag über unser Vorhaben. Als „Vorgruppe“ zum Weltreise-Vortrag von Joachim von Loeben, durften wir auf unsere Reise und die Projekte, die wir währenddessen unterstützen möchten, aufmerksam machen. Die Stiftung für Helfer bietet Reisenden die Möglichkeit, sich unterwegs in sozialen Projekten zu engagieren.
Unser Ziel ist es, im Vorfeld so viele Spenden wie möglich zu sammeln, um diese dann vor Ort, beispielsweise in Mexiko, Guatemala oder Peru, gemeinsam mit den jeweiligen Projektmitarbeitern in Sachspenden umzuwandeln. Somit stellen wir sicher, dass die von uns gesammelten Gelder auch da ankommen, wo sie gebraucht werden. Heute haben wir den Anfang gemacht und ein Publikum von immerhin 30 Leuten ansprechen können.

Demnächst erfahrt ihr auf unserer Seite mehr über die einzelnen Projekte.

Wir möchten uns an dieser Stelle nochmals recht herzlich bei Joachim für diese Gelegenheit bedanken. In den nächsten Wochen hält er weitere Vorträge, u.a. über Nordkorea, Birma, Kulinaritäten Asiens und natürlich seine Motorrad Weltreise. Die Eintrittsgelder werden für die Stiftung für Helfer verwendet.

Vielen Dank auch an Sven von Loga (www.uncites.de GPS – Geocaching – Geoexkursionen – Eifelvulkanismus – Reisevorträge) für die Bereitstellung des Laptops und Erstellung der Fotos während unseres Vortrags.


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