Von Tempeln im Dschungel und Rutschfahrten im Regen

25. – 30. März

Tikal

Nachdem wir die Grenze passiert haben geht es auf direktem Weg nach Tikal. Die letzten Kilometer geht es im Schleichfahrtmodus voran, da laut dem Personal am Eingang die Start- und Ankunftszeit verglichen wird. Und wer schneller als innerhalb einer bestimmten Zeit ankommt, hat zwangsläufig die Höchstgeschwindigkeit überschritten und muss eine Strafe zahlen. Es fällt uns nicht leicht die 40 bzw. 45km/h einzuhalten. Endlich angekommen, ist natürlich niemand mehr da, der die Zeiten überprüft. Hätte man sich fast denken können, da wir immer wieder von Bussen und anderen Fahrzeugen mit deutlich höherem Tempo überholt wurden. Auf dem Campingplatz erwartet uns eine freudige Überraschung, eine weitere XT660Z steht nahe dem Platz, wo wir unser Zelt aufbauen wollen. Es ist Ingos Tenere mit der er schon Australien und viele andere Länder unsicher gemacht hat. Ihn haben wir seit San Diego nicht mehr gesehen. Umso mehr freuen wir uns, dass es hier noch einmal klappt.

Die Tempelanlage der Maya ist eine der schönsten, die wir während unserer Reise zu Gesicht bekommen. Relativ ursprünglich, soweit wir das jedenfalls beurteilen können, stehen die imposanten Pyramiden inmitten des Dschungels und lassen unsere Phantasie wieder einmal verrücktspielen. Die exotischen Geräusche der Dschungeltiere tun ihr übriges diese Vorstellungen zu untermalen. Da wir gegen 16Uhr Tikal erreicht haben, sind unsere Eintrittskarten auch noch für den nächsten Tag gültig, sodass wir uns in aller Frühe aus den Zelten herausquälen, um den Sonnenaufgang über der mystischen Tempelstadt zu sehen. Nach einem kleinen Frühstück auf dem Tempel, schauen wir uns den Rest der Anlage an, den wir gestern nicht mehr gesehen haben. Der Reiz dieser Ruinen liegt im Zusammenspiel mit dem allgegenwärtigen Dschungel, der sich sicherlich im Lauf der Zeit immer mehr Platz zurückerobert hat. Aber genau dies hat Charme und gefällt mir deutlich besser als die fast schon sterilen Tempelanlagen in Mexiko. Während wir noch die Tempel besichtigen, bricht Ingo bereits nach Flores auf, wo er schon einige Tage zuvor war. Dank ihm wissen wir auch gleich noch wo wir eine nette, aber günstige Unterkunft finden, denn auch wir brechen nach der Tempeltour nach Flores auf.

Flores

Nachdem wir in der kleinen Inselstadt angekommen sind und besagtes Hostel gefunden haben, schlagen wir unser Zelt auf dem Dach auf und können den Ausblick genießen. Später treffen wir Ingo wieder und lassen den Abend mit einem leckeren Abendessen und einem Bierchen in einer nahegelegenen Bar ausklingen. Neben einigen organisatorischen Sachen, wie dem Aufstocken der Vorräte und dem Kauf eines Nierengurtes für Ulli, beschäftigen wir uns einen Großteil des Nachmittags damit, unser Zelt sturmsicher zu machen. Da der Wind immer heftiger wird und wir nicht die Möglichkeit haben Heringe als Verankerung zu nutzen, ziehen wir das Zelt mit Leinen fest und drehen es aerodynamisch in den Wind.

Fahrt nach Lanquin

Am nächsten Morgen starten wir mit den ersten Sonnenstrahlen, da wir eine längere Etappe hinter uns bringen wollen und die Straßenbedingungen nicht kennen. Wir fahren nach Lanquin, südöstlich von Flores und sind nun zu fünft unterwegs. Bereits wenige Meter außerhalb der Stadt ändert sich die Fahrbahnbeschaffenheit merklich. Aus der Asphaltstraße wird eine bucklige Dreckspiste. Des Öfteren merke ich, wie ich, mit meiner nun tiefergelegten Tenere, Kontakt zwischen Steinen und dem Motoschutz habe. Auch der Seitenständer hat für meinen Geschmack zu oft Berührungen mit den teilweise großen Steinen. Hier muss endlich was passieren. Ich brauch so schnell wie möglich die originalen Umlenkhebel, um etwas höher zu kommen. So macht das Fahren keinen Spaß.

Nachdem wir hin und wieder ein paar Asphaltabschnitte passiert haben, wechselt der Untergrund relativ überraschend zu groben und zum Teil kindskopfgroßen Steinbrocken. Gerade eben fährt man noch auf einer idyllischen Straße durch die Berge Guatemalas und im nächsten Augenblick muss man sich tunlichst überlegen ob man überhaupt noch einen Blick nach links oder rechts riskiert, um die schöne Landschaft zu genießen. Und so kommt es dann auch wie es kommen musste. Daniel findet nach einer Kurve eine kleine Einfahrt, um sich die Landschaft etwas genauer anzusehen. Joey stoppt, weil sie Daniel am Straßenrand erblickt. Jedoch kommt dieses Stopp-Manöver für Ulli etwas überraschend, da sie sich auf die vor ihr liegende Fahrbahn fokussiert. Zu spät erkennt sie, dass sie Joey ausweichen muss, was bei diesem Untergrund leicht gesagt ist. Ganz zu schweigen, dass es rechts steil bergab geht und somit eine Fehlentscheidung verhängnisvolle Folgen haben kann. Irgendwie schafft Ulli es sich zwischen Joey und dem Abhang durchzumanövrieren. Doch das Überraschungsmoment für dieses Ausweichmanöver ließ eine gut durchdachte Streckenführung nicht mehr zu. In einem wilden Ritt, teilweise fast nur auf dem Hinterrad, zieht Ulli an Joey vorbei. Einige Male sah es so aus als könnte sie die Maschine stabilisieren und ich denke aus der Ferne: „Puh geschafft“, doch einige großen Steinbrocken lagen leider an der falschen Stelle und so kommt Ulli einige Meter hinter Joey auf der Straße zum Fall. Zum Glück nicht in Richtung Abgrund und zum Glück nicht mit hoher Geschwindigkeit, sodass große Schäden ausbleiben. Lediglich die Aufnahme für die Koffer ist um nahezu 90 Grad gedreht und muss gerichtet werden. Ein oder zwei Nieten der Befestigung haben es auch nicht überlebt. So ist der Schreck auch schnell überwunden und die ersten Witze über die gelungene Stunteinlage werden gemacht. Mit großen Steinen rücken Daniel und ich der beschädigten Kofferhalterung zu Leibe. Nach einigen mehr oder weniger gezielten Schlägen mit dem groben Werkzeug, befestigen wir die Box wieder am Motorrad und es kann weiter gehen.

Einige Kilometer später erwischt es Ulli wieder, als sie nach einer Kurve vor einer großen Steigung die Fahrspur wechseln will, rutscht ihr das Bike weg. Dieses Mal ist alles harmloser. Wir haben Glück im Unglück, dass sie mit dem Bike nicht in die tiefe Auswaschung gerutscht ist, dies hätte das Aufrichten deutlich erschwert und hätte uns deutlich mehr zum Schwitzen gebracht. So hängen wir zu viert an der Tenere und versuchen sie von der Auswaschung weg auf die Straße zu ziehen. Unter Zuhilfenahme des Motors im 1. Gang gelingt uns die ganze Prozedur. Trotzdem kommen wir gut ins Schwitzen und den Anwohnern des nahegelegenen Dörfchens haben wir auch gleich noch etwas Gesprächsstoff geliefert. Ingo schien noch Kräfte übrig zu haben oder war einfach nur am falschen Ort und durfte einer alten Frau aus dem Dorf noch einen Sack Reis nach Hause tragen.
Als ob wir nicht schon mit der bescheidenen Pistenbeschaffenheit genug zu tun hätten, fängt es auch noch an zu regnen. Nun wird es noch abenteuerlicher. Steile Passagen befahren wir immer einzeln, sodass falls einer stehen bleibt der Rest nicht stoppen muss oder ins Rutschen gerät. Ich fahre als Letzter und komme an eine Stelle, die durch den Regen so rutschig geworden ist, dass ich kaum Halt bekomme. Ein Meter vor zwei Meter zurück. Absteigen geht auch nicht, zu rutschig ist der Untergrund. Trotz der Tieferlegung bekomme ich kaum Gripp mit den Beinen. Ingo der vor mir gefahren ist, merkt als erste, dass ich nicht mehr weiterkomme. Er stellt seine Tenere ab und kommt zu Fuß zurück, um mich anzuschieben. Aber auch mit vereinten Kräften kommen wir über eine nette Rutschpartie nicht hinaus. Daniel ist auch auf dem Weg zurück. Nun halten beide das Bike und ich steige ab und lasse Daniel mit seinem Größen- und Erfahrungsvorteil ans Werk. Ein wenig stabilisieren wir ihn noch, aber dann hat er die Stelle auch schon gemeistert. Einige hundert Meter weiter treffen wir dann den Rest der Gruppe und machen eine Pause. Da der Regen aber nicht aufhören will geht es bald weiter, weil wir noch einige Kilometer vor uns haben.

Irgendwann ist wird die Straße auch wieder besser und hier nehmen wir Abschied von Ingo, der heute noch nach Cobán will. Unser Weg führt uns weiter nach Lanquin, was für uns auch gleich wieder bedeutet: „Auf Wiedersehen Asphalt“. Zum Glück hat der Regen nachgelassen und die Piste ist relativ gut befahrbar. Zumindest für einige Kilometer. Irgendwann, an einer Weggabelung, winkt uns ein Einheimischer zu sich heran, der noch ein paar Unterkünfte zu vergeben hat und uns auch gleich noch Bescheid gibt, dass die nun folgende Strecke kaum mehr passierbar ist. Wir beraten uns kurz und wollen so kurz vor dem Ziel nicht aufgeben. Also fahren wir weiter. Fahren trifft es aber bald schon nicht mehr, wir rutschen und driften eher auf dem Schlamm. Nun heißt es „Durchhalten“. Nach einer letzten Rutschpartie bergab auf einer nassen und schlammigen Kopfsteinpflasterstraße, sind wir an unserer Unterkunft angekommen. Hier gibt es zwar leider nur ein 3-Mann-Zimmer für uns vier, aber das ist uns nach diesem Tag egal.
Es ist nun bereits 18.30Uhr und somit dunkel. Nach 11,5 Stunden haben wir eine der anspruchsvollsten Etappen unserer Reise gemeistert. Gut, dass wir so zeitig gestartet sind. Jetzt ist Entspannen und Trocknen angesagt.

Nachdem wir uns von dem anstrengenden Tag bei einem ausgiebigen Frühstück erholt haben, fahren wir, dieses Mal vorzugsweise mit einem 4×4 Pick-up, nach Semuc Champey. 10 Kilometer sind es bis zum heutigen Ziel, diese haben es aber in sich. Teilweise ist der Boden noch schlammig und andererseits beinhaltet die Strecke Steigungen an denen man nicht anhalten möchte. Dies ist aber durch den ständigen Gegenverkehr nicht auszuschließen. Die Trucks und Pick-ups werden für uns auf den Bikes jedenfalls keinen Platz machen. Einige Autos schaffen die Steigungen selbst mit Schwung nicht und rutschen hin und her. Wir sind froh, dass wir uns für die 4×4 Variante entschieden haben und kommen entspannt bei den natürlich-blau-grünen Pools an. Nach einem schweißtreibenden Marsch zu einem Aussichtspunkt sehen wir uns die Pools von oben an. Es ist wieder einmal erstaunlich, was die Natur alles geschaffen hat. Nach einer kurzen Verschnaufpause geht es aber wieder abwärts. Unten angekommen, erkennen wir, dass die gesamten Pools auch noch von einem Fluss unterspült sind, was die „Anlage“ noch interessanter macht. Jetzt ist es aber Zeit für eine Abkühlung und wir gehen in den Pools baden. Auf dem Rückweg merken wir erst, dass der untere Teil der Pools noch schöner und weniger besucht ist, aber nun ist es schon zu spät und wir treten die Rücktour an. In unserer Unterkunft angekommen erblicken wir im Bad eine kleine Überraschung. Ein Skorpion fühlt sich scheinbar im Abflusssystem sehr wohl. Wir sind jedoch nicht so erpicht auf diesen Gast und versuchen ihr einzufangen. Dies gelingt uns aber nicht, sodass er wieder in die Öffnung des Waschbeckens verschwindet. Wir hoffen, dass wir von ihm in der Nacht in Ruhe gelassen werden und auch nicht aus Versehen auf ihn drauf treten.

Ohne weitere Skorpionvorkommnisse starten wir am Montag nach Coban. Wir hoffen, dass die Piste etwas abgetrocknet ist, aber leider ist das nicht der Fall. So schlittern wie abermals diese Straße entlang. An einer Kurve am Hang stoppen wir, da der Verkehr von unten Schwung und Platz braucht, um die Kurve zu bekommen. Fahrerisch trennt sich hier die Spreu vom Weizen. Einige der Fahrer wissen nicht einmal, dass sie Allrad haben oder wie dieser zu aktivieren ist. Andere sind so cool und filmen die Fahrt mit dem Handy in der linken Hand und rutschen dabei geradewegs von der Piste in den Graben. So haben sie wenigsten eine nette Erinnerung. Das diese Aktion alle anderen Fahrer wieder Zeit kostet, ist hier glaube ich nicht sonderlich relevant. Obwohl es immer wieder ein paar gibt, die es besonders eilig haben und an den bereits stehenden Autos vorbeiziehen obwohl der Gegenverkehr schon in Sicht ist und es kaum Ausweichmöglichkeiten gibt. Irgendwie geht es dann aber doch. Wir schlittern vorsichtig die Straße herunter und sind nach einigen Kilometern aus dem Gröbsten raus. Aber zu früh gefreut nun fängt es wieder an zu regnen und wir fahren den restlichen Weg mit viel Nebel und Regen nach Coban. Hier ist es gleich wieder so warm, dass man in den Regensachen förmlich gekocht wird. Zum Glück hat uns Ingo einen Tipp für eine gute Unterkunft geschickt, sodass wir wenigstens nicht allzu lange suchen müssen.


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Belize

22. – 24. März

Heute wartet wieder ein Grenzübertritt auf uns, es ist das vierte Mal, dass wir auf dieser Reise eine Grenze mit den Motorrädern passieren. Um dies bestmöglich zu gewährleisten, stehen wir alle ziemlich zeitig auf, damit man, sollte es zu Komplikationen kommen, einen großen Zeitpuffer hat. Die Grenze von Mexiko lässt sich reicht einfach passieren. Zum Glück haben wir alle benötigten Dokumente dabei. Einige Tage zuvor machte sich deswegen bei uns ein wenig Hektik breit, da eine Rechnung, der bei der Einreise nach Mexiko bezahlten Gebühren nicht mehr aufzufinden war. Diese ist aber notwendig, wenn man die Gebühr bei der Ausreise nicht noch ein zweites Mal bezahlen will. Zum Glück hat Ulli dies einige Tage vorher festgestellt, sodass wir genug Zeit hatten alles auf den Kopf zu stellen und letztendlich auch den Beleg gefunden haben. In unseren Augen ist die völlige Abzocke, da alle anderen Unterlagen belegen, dass man den Grenzübergang ordnungsgemäß passiert hat und demzufolge auch die fälligen Gebühren bezahlt hat. Joey und Daniel hatten diesen Beleg leider nicht mehr und mussten somit mit einer modifizierten Kopie unserer Belege vorliebnehmen, was an der Grenze ohne nennenswerte Probleme funktionierte.

In Belize entscheiden wir uns für ein Transitvisum, welches nur 4-5 Tage gültig ist. Dies bedeutet für uns weniger Papier und da Belize nicht all zu groß ist, sollte dies auf jeden Fall reichen. Bevor wir aber die Grenze passieren, werden unsere Bikes desinfiziert und wir müssen auch noch eine sonderbare Gebühr bezahlen, die uns, wie gerade eben ausgedacht, vorkommt. Diese Gebühr gibt es angeblich erst seit einigen Monaten. Ingo der bereits einige Tage vor uns die Grenze überquert hat, hat uns vor dieser Gebühr bereits gewarnt, aber es nutzt alles nichts, wir kommen nicht drum herum.

Nachdem wir einige Kilometer hinter uns gebracht haben, ist es auch bald schon wieder Zeit einen Schlafplatz zu suchen. In der Nähe des Zoos werden wir fündig und kommen alle vier zum Preis von einem unter. Die einzige Bedingung ist ein früher Start, den wir bei dem Angebot aber gern in Kauf nehmen. Angeblich sollen hier auch Jaguare erscheinen, aber anstatt der reflektierenden Augen der Raubkatzen schauen uns im Licht der Taschenlampen von der Wiese aus tausende anderer Augenpaare an. Mit etwas weniger Abstand zu den funkelnden Augen, stellt sich schnell heraus, dass hier sehr viele kleine und mittlere Spinnen auf der Nahrungssuche sind. Dann hoffen wir mal, dass es hier kaum noch Mücken gibt, wenn hier so viele Spinnen rumkriechen.

Trotz eines ausgiebigen Frühstücks mit Rührei schaffen wir es 9.00 Uhr auf der Straße zu sein und fahren weiter nach Süden auf der Suche nach der Hummingbird Guest Lodge. Dort angekommen dauert es eine Weile bis wir den besten Standort für unsere Zelte identifizieren. Wir entscheiden uns trotz vieler Insekten für einen idyllischen Platz unter einem großen Baum in der Nähe des Flusses und hoffen von hier aus auch einen Jaguar zu sehen. Hätten wir gewusst wie mies die Fliegen und Mücken hier sind, hätten wir mit Sicherheit einen anderen Platz gewählt. Die Bisse der kleinen Biester merkt man so gut wie gar nicht, aber nach einigen Minuten beginnt es zu jucken…

Da wir relativ zeitig unsere Unterkunft gefunden haben, ist noch genügend Zeit die Gegend unsicher zu machen. Dabei stoßen wir auf eine kleine Bäckerei, welche von Beachy (einer Gruppe der Amish Mennoniten deren Ursprung in Deutschland liegt) betrieben wird. Die Zimtschnecken die wir dort kaufen und essen, sind verdammt lecker. Schon lange nicht mehr wurde unseren Geschmacksnerven so viel Gutes getan.

Danach geht es zum Blue Hole National Park, wo wir uns im kühlen Nass erfrischen und die gelegentlich vorbeischwirrenden Kolibris beobachten. Dann wird es auch schon Zeit zurückzukehren, da auf uns bereits ein Abendessen wartet. Das dachten wir zumindest, aber als wir ankommen, wird das Feuer gerade erst vorbereitet. Es soll Wildschwein geben, aber bis es soweit ist vergehen noch fast zwei Stunden und wir machen es uns unten am Fluss gemütlich und hoffen eine der seltenen Raubkatzen zu sehen. Statt der großen Katzen sehen wir, aber nur viele Glühwürmchen die uns mit ihrer Lightshow die Zeit vertreiben. Dann ist es endlich so weit, das Essen ist angerichtet. Aber was ist das? Die relativ überschaubare Portion hätte auch unseren Campingkochern entsprungen sein können. Das Fleisch, wenn man es so nennen kann ist kaum vorhanden und nur schwerlich von den Knochen zu lösen. Das ist eine Klassische Fehlinvestition!

Da uns die Zimtschnecken so gut geschmeckt haben, gibt es zum Frühstück neue und zusätzlich Bananenbrot. Gestärkt geht es im Anschluss in den Dschungel, um einen Wasserfall zu besichtigen. Der Weg ist nahezu kaum beschildert und manchmal auch kaum noch als Weg zu erkennen, dennoch finden wir mit der Handskizze das Ziel und genießen nach der anstrengenden Wanderung die Szenerie. Ein Kolibrinest ist ein kleines Highlight der Örtlichkeit. Zurück bei den Zelten machen Joey, Ulli und ich uns auf zu einem Ausflug nach Dangriga an der Küste. Dort wollen wir gleich noch den Einkauf erledigen und ich mich einiger Zentimeter meiner Haare entledigen. Hier in den wärmeren Regionen habe ich mich entschieden meine Haare öfters zu schneiden, da es mir sonst zu schnell zu warm unter dem Helm wird. Auf dem Rückweg halten wir an einer Grapefruit-Plantage und suchen nach einigen der übriggebliebenen Früchte. Hier scheint gerade Grapefruit-Hochsession zu sein. Ein vollbeladener Laster nach dem anderen begegnet uns auf der Straße. Normalerweise würden wir diese so schnell wie möglich überholen, aber der Geruch der Grapefruits lädt zum Verweilen ein. Aber auch die dschungelähnliche Landschaft sowie die Karstberge verleiten eher zum entspannten Dahingleiten, als zum Rasen.

Am Mittwoch heißt es dann schon wieder von Belize Abschied zu nehmen. Nachdem alles auf den Bikes verstaut ist, geht es zum ersten Boxenstopp – wie sollte es anders sein – zur Bäckerei. Ein letztes Mal verwöhnen wir unsere Gaumen mit den leckeren Zimtschnecken. Kurze Zeit später stehen wir zum fünften Mal vor einer Grenze zu einem neuen Land. Guatemala wir kommen


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Zwangspause: Ein Ende ist in Sicht

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Am Samstag, den 7. Februar ist es dann endlich so weit, unser Paket ist zur Abholung bereit. Schnell machen wir uns auf den Weg zur Post und holen das Paket ab. Zum Einbau kommen wir aber an diesem Wochenende nicht mehr, da wir am Sonntag wieder zu einem Ausflug mit Eladio und Mirella verabredet sind. Dieses Mal geht es zum Pico de Orizaba in dessen Nähe auch eines der größten Teleskope seiner Art steht. Dieses wurde in Deutschland in Zusammenarbeit mit der Universität Mainz entwickelt. Bevor es aber zum höchsten Berg Mexikos geht treffen wir noch, Arely und Cristobal, Freunde von Mirela und Eladio. Gemeinsam fahren wir auf der Ladefläche eines Pickups zu einer nahegelegenen „trockenen Lagune“, welche an einen Krater von einem Meteoreinschlag erinnert. Die Entstehung dieser Krater ist aber bisher noch unklar. Bei sengender Hitze steigen wir in den Krater hinab und nachdem wir uns etwas umgesehen haben wieder hinauf. Zum Abschied bekommen wir noch ein Dominospiel aus Onyx und Ulli, den zum Sonnenschutz getragenen Strohhut geschenkt. Dann geht es aber in einer abenteuerlichen Fahrt der Spitze des Orizabas entgegen. Diese liegt in einer Höhe von 5636m. So hoch kommen wir natürlich nicht und für einen kompletten Aufstieg fehlt uns sowohl die Zeit als auch das Equipment, sodass wir auf halber Höhe ein wenig herumwandern und wenig später die Heimreise antreten. In Puebla angekommen, werden wir zum Abendessen bei Freunden eingeladen und schauen uns noch ein Feuerwerk an, welches nicht mit den europäischen Höhenfeuerwerken verglichen werden kann. An einem großen Drahtgestell befestigte Feuerwerkskörper erzeugen beim Verbrennen die unterschiedlichsten Formen und kreischen beziehungsweise heulen dabei so laut, dass das Ansehen fast schon keine Freude mehr bereitet. Besonders Ulli kann den letzten Stunden kaum noch etwas abgewinnen. Schmerzen und Müdigkeit plagen sie zunehmend. Das sieht ganz nach dem Anfang einer Grippe aus. Mir hingegen geht es langsam wieder besser und der Husten ist deutlich zurückgegangen.

Am Montag wechseln wir dann das Federbein an Ullis Tenere. Was leider sehr viel Arbeit bedeutet und deutlich leichter hätte sein könnte. Um an die obere Schraube des Dämpfers zu gelangen muss quasi das halbe Heck zerlegt werden, damit man das Endschaldämpfer entsprechend entfernen kann. Theoretisch wäre die ganze Prozedur auch in rund 10 Minuten möglich, wenn man besagte Schraube von der anderen Seite erreichen würde. Hier ist aber die Airbox. Einige Bastler haben deshalb in die Airbox ein Loch gebohrt, um an die Schraube zu gelangen. Auch wir haben diese Bearbeitung in Betracht gezogen, wollten aber kein Risiko eingehen, dass die Airbox dabei undicht wird. So heißt es auch beim nächsten Mal alles abzubauen. Nachdem der Tausch geglückt war, geht es für Ulli wieder zurück ins Bett. Erschöpfung und Schmerzen sind ihr stark anzusehen. So habe ich sie noch nie erlebt.

Das zweite Federbein ist nun auch endlich eingetroffen und ich mache mich an diesem Dienstag gleich auf es abzuholen. Im Anschluss fahre ich mit Ulli zum Doc, da sie 38°C Fieber hat und dementsprechend aussieht. Die Diagnose lautet: Entzündung des Rachens. So gibt es auch für Ulli eine Packung Antibiotika. Am Mittwoch tauschen wir dann auch den Stoßdämpfer meiner Tenere in rund 2,5 Stunden. Nachdem sich Ullis Befinden immer mehr verschlechtert und das Fieber steigt, fahren wir am Abend zu einem zweiten Doktor. Dieser ändert die Medikamente uns spritzt ein stärkeres Antibiotika, aber das hilft auch nicht. Das Fieber steigt am Donnerstag sogar bis auf 40°C an. Sodass wir erneut einen Doktor aufsuchen. Dieses Mal ist es ein Freund der Familie dessen „Praxisgebühr“ im Verhältnis zu den beiden anderen deutlich höher ist. Nachdem er die verordneten Medikamente sieht, schüttelt er nur mit dem Kopf und klärt uns über die hiesigen Praktiken der Ärzte auf, die meistens Hand in Hand mit den Apotheken oder Pharmakonzernen arbeiten. Ullis Dosis an Antibiotika wird noch einmal aufgestockt und die restlichen Medikamente ausgetauscht. Nachdem mein Husten in den letzten Tagen wieder zugenommen hat, lasse ich mich auch gleich noch mal durchchecken und bekomme, wie sollte es auch anders sein noch mal Antibiotika. So können wir uns die nächsten Tage die Spritzen gegenseitig hin die Hintern jagen. Obwohl unsere Bikes nun wieder funktionstüchtig sind, wollen und können wir unsere Reise so noch nicht fortsetzen. Die nächsten Tage verbringen wir also im Bett und kurieren uns aus. Tag für Tag geht es uns besser. Ullis Temperatur nähert sich nach einigen Tagen wieder der Normaltemperatur an, dennoch brauchen wir beide noch ein paar Tage, um den Husten wirklich los zu werden. Genug Zeit also um ein Paket für die Heimat fertig zu machen, in welchem wir die zahlreichen Geschenke, die uns bisher in Mexiko gemachten, wurden sowie eine Datensicherung unserer Fotos nach Hause schicken können.

Leider blieb der Tot von Rossis Oma nicht der einzige Schicksalsschlag in diesen Tagen. Rossis Neffe Fernando verbrannte sich bei einem Unfall auf Arbeit so schwer, dass er im Krankenhaus behandelt werden musste. Trotz anfänglicher Hoffnung erlag er seinen Verletzungen nach einigen Tagen. Aus diesem Grund stellte Rossi nach hiesigem Brauch neun Tage lang ein Kreuz und ein Foto von Fernando, umgeben von vier Kerzen, im Wohnzimmer auf. In den nächsten neun Tagen kommen Verwandte und Bekannte um von ihm Abschied zu nehmen. Am neunten Tag wird das Kreuz in einer feierlichen Zeremonie vom Boden aufgehoben und zum Friedhof gebracht.

Nun sind wir bereits so lange in Mexiko, dass uns Rajiv, der Fahrradfahrer, den wir in Kanada kennengelernt haben, hier wieder eingeholt hat. Mit ihm treffen wir uns dann auch in der Stadt und lassen unsere Erlebnisse auf der Strecke Revue passieren. Mal sehen wann wir uns wiedersehen.

So langsam fühlen wir uns wieder so gut, dass wir an die Weiterreise denken. Bevor es aber so weit ist, schaue ich mir mit Toni noch den Karneval an. Die bunten Umzüge sind mit denen in Deutschland kaum zu vergleichen. Vor allem das Schießen mit den Pulverbüchsen ist nett anzusehen, macht aber auch ein wenig Angst. Die Dinger sind richtig laut und mit Sicherheit auf kurze Distanzen nicht gerade ungefährlich. Wenn es dann noch zu einer Schießpulverexplosion kommt, geht es erst richtig rund. Am Wochenende sind wir alle zum 15. Geburtstag von Tonis Cousine eingeladen. Und eh man sich versieht, ist noch eine Woche rum. Eigentlich wollten wir in den nächsten Tagen wieder die Straßen unsicher, aber es kommt anders. Ulli entdeckt auf ihren Mandeln einen weißen Belag, der nichts Gutes vermuten lässt. Sicher ist sicher und da Ulli schon mal Pfeiffersches Drüsenfieber hatte, gehen wir noch mal zu Arturo, den zuletzt besuchten Arzt. Er diagnostiziert eine erneute Rachenentzündung (Pharyngitis), da wir aber endlich weiter wollen und es Ulli deutlich besser geht, lässt sich Ulli dieses Mal Antibiotika verschreiben, die man nicht spritzen muss, sodass wir auch unterwegs die regelmäßige Einnahme gewährleisten können. Nach drei Tagen sehen die Mandeln schon deutlich besser aus und eine letzte Untersuchung bei Arturo am Montagmorgen gibt uns grünes Licht für eine Weiterfahrt. Nachdem wir nun alle Wehwehchen auskuriert und unsere Bikes wieder in Schuss gebracht haben, soll es nun endlich weiter gehen.
Aus 2 Übernachtungen wurden 6 Wochen. Diese waren dank Toni, Rossi und ihren Familien keinesfalls langweilig. Im Gegenteil, quasi als Teil der Familie haben wir sehr viele private Dinge (Hochzeit, Geburtstag, Taufe und Beerdigung) erlebt, die wir als normale Reisende so nie kennengelernt hätten.

Für all das Erlebte und die grenzenlose Gastfreundschaft möchten wir uns hiermit nochmals bedanken. Es ist alles andere als normal 2 wildfremde Menschen 6 Wochen zu beherbergen.

 


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Zwangspause: Geburtstag oder Hochzeit

Bereits seit Mexiko Stadt plagt mich eine Erkältung, diese hält uns aber nicht davon ab am Donnerstag mit Pepe, den wir bei dem Barbecue mit Tonis Familie kennengelernt haben, Fußball zu spielen. Er ist der Ehemann von Tonis Schwester und arbeitet bei Stanley Black & Decker, einem US-amerikanischen Werkzeughersteller. Auf dem Betriebsgelände spielen wir ein wenig mit der Werks(hobby)mannschaft.

Dann ist es auch schon wieder Wochenende und die zweite Woche in Puebla ist wieder wie im Flug vergangen. Am Samstag helfen wir Antonio und Rossi und fotografieren bei einem 15. Geburtstag gemeinsam mit Rossi, während Toni auf einer anderen Veranstaltung fotografiert. Der 15. Geburtstag (Quinceanos) ist in Mexiko etwas ganz besonderes und wird wie eine Hochzeit, inklusive Kirchenzeremonie, gefeiert. 100 bis 200 Gäste sind keine Seltenheit und das Kleid des Geburtstagskindes erinnert an ein Hochzeitskleid oder manchmal auch an das einer Prinzessin. Eine mehrstöckige Torte darf natürlich nicht fehlen. Für diesen Geburtstag spart die gesamte Familie. Und um eines vorweg zu nehmen: Für Jungs wird dieser Geburtstag nicht annähernd so aufwendig gefeiert. Hier liegt die Vermutung nahe, dass man mit dieser Feier die junge Frau an den Mann bringen will. Alles was die Familienplanung angeht, beginnt in Mexiko schon deutlich eher. Mädchen die mit 14 Jahren ihr erstes Kind haben, sind hier keine Ausnahme. Auch Rossis Oma wurde bereits mit 13 Jahren verheiratet und hatte mit 14 ihr erstes Kind. Das ist zwar schon eine ganze Weile her, aber unüblich ist es dennoch nicht. In Deutschland liegt das Durschnittalter für das erste Kind bei rund 30 Jahren. Für Mexikanerinnen ist es in diesem Alter schwer überhaupt noch ein Kind zu bekommen, hier tickt die biologische Uhr deutlich eher. Ob es deswegen richtig ist mit 14 Jahren ein Kind zu bekommen sei mal dahingestellt. An diesem Beispiel sieht man wie unterschiedlich das Leben der Menschen auf der Welt sein kann.

Aber zurück zu dem Geburtstag, auch hier darf eine große Musikanlage nicht fehlen. Mindestens eine Stunde dauerte es bis alle Boxen auf die Bühne gebracht und angeschlossen werden. Kurz danach kommt unser heiß geliebter Gehörschutz wieder zum Einsatz. Wir machen Fotos mit den Gästen, den Geschenkübergaben und natürlich auch dem Geburtstagskind, welches „Dulce“ heißt, was übersetzt „Süße“ bedeutet. Nach einigen Stunden kommt es dann zum Stromausfall und es ist herrlich ruhig. So wie es aussieht, ist nicht nur das Gebäude betroffen, sondern der gesamte Wohnblock ist dunkel. Die Vermutung, dass die Anlage einfach zu viel Strom verbraucht liegt nahe, da man nachdem der Strom nach zirka einer Stunde wieder fließt, nur noch die Hälfte der Boxen benutzt, was immer noch laut genug ist.

Am Sonntag sind wir mit Tonis Schwester Mirella, ihrem Ehemann Eladio und den Söhnen David und Erik verabredet. Zu sechst fahren wir in einem VW Jetta nach Cuetzalan zu den Pyramiden von Yohulichan. Bei dieser Beladung wird jeder Topes zu einer echten Herausforderung und jedes Mal wenn der Asphalt am Unterboden des Autos kratzt, läuft mir ein kalter Schauer den Rücken herunter und ich wünsche mir, dass wir doch besser mit den Motorrädern hinterher gefahren wären. Aber mit den vielen Mautstellen auf der Straße wäre dies auch teuer geworden und so haben wir wenigstens die Möglichkeit uns etwas besser kennenzulernen. Nach dem Besuch der Pyramiden schauen wir uns noch das Pueblo Magico Cuetzatlan an. Dort sehen wir wieder einmal die fliegenden Musiker (Voladores), die kopfüber an Seilen hängend und rotierend musizieren. Wenig später essen wir leckere Forellen, was wir hier so nicht erwartet haben. Am Montag ist hier Feiertag und wir treffen uns noch einmal mit Eladio, Mirela und Erik. Gemeinsam schauen wir uns Cholula etwas genauer an und besuchen unter anderem das Kloster San Gabriel, das Museum del Sitio sowie einige andere Kirchen, wie die von Tonantzintla, deren Innenraum so reich verziert ist, dass man bald kein freies Stück Wand mehr sieht. Wenig später laufen wir auch noch durch die Tunnel der Pyramide von Cholula, welche sich unter der Kirche Santa Maria de los Remedios befindet. Zum Abschluss des Tages geht es noch mal weit aus der Stadt hinaus und wir essen wieder Forelle. Dieses Mal in einer leckeren Senfsoße.
Obwohl die Tage alle samt sehr schön waren, hatten sie auch etwas Störendes. Ein ständiger Husten begleitet mich immer und überall. Aus diesem Grund entscheide ich mich am Dienstag dann endlich mal einen Arzt aufzusuchen. Dieser diagnostiziert eine Bronchitis und spritzt mir die erste Spritze des Antibiotikums vor Ort in den Hintern. Leider bleibt es nicht bei der einen Spritze, sodass ich in den nächsten Tagen wiederkommen muss. In den folgenden Tagen kümmern wir uns um unsere Bikes. Wir verstärken die Aufnahme der Gepäckboxen (was vermutlich nicht zwingend notwendig ist, aber uns dennoch ein wenig beruhigt, wenn es mal wieder ins grobe Gelände geht) des Weiteren verlegen wir meine GPS-Halterung etwas höher, damit wird das Ablesen des GPS deutlich erleichtert. In dieser Zeit erscheint auch ein Artikel in der Zeitschrift „metro“ über unsere Reise den unser Freund Jorge aus Mexiko Stadt geschrieben hat.

 


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Zwangspause: Wie alles begann

15. Januar – 2. März

Zwischen Mexiko Stadt und Puebla liegen eigentlich nur rund 140km also quasi eine kurze Tagesetappe. Und eigentlich haben wir vor, nachdem wir bereits circa einen Monat in der Hauptstadt verbracht hatten, nun etwas Strecke zu machen, weshalb wir ursprünglich auch nur zwei Übernachtungen in Puebla einplanen. Aber hier kommt alles anders. Aus zwei Übernachtungen werden sechs Wochen.

Nachdem wir es irgendwie durch den Verkehr geschafft und Puebla erreicht haben, werden wir auch schon von Antonio, Rosy und ihren 3 Hunden in ihrem Haus empfangen. Rosy hat ihren Frisörsalon und Antonio sein Fotostudio direkt am Haus. Das nenne ich mal Optimierung des Arbeitsweges. Nach dem Kennenlernen, was bei den beiden ausschließlich auf Spanisch möglich ist, geht es auch schon in die Stadt zu einer kleinen Sightseeingtour. Im Zentrum der Stadt sieht es noch sehr weihnachtlich aus, obwohl es schon Mitte Januar ist.

Am nächsten Morgen bringen wir die Vorderräder der Bikes zum Zentrieren, da sich meine Felge auf der Baja eine ordentliche Delle eingefangen hat und die Speichen bei Ullis Vorderrad alles andere als harmonisch klingen. Danach widmen wir uns der Pflege der Bikes und versehen sie mit den in Mexiko Stadt angefertigten Aufklebern. Uns wurde bereits oft nahe gelegt, dass es besser ist sich als Deutscher (oder auch Nicht-Amerikaner) erkennen zu geben, da Menschen in vielen Teilen der nun folgenden Länder uns für Gringos, also US-Amerikaner, halten werden, was hier nicht wirklich von Vorteil ist. Aus diesem Grund versehen wir unsere Bikes und die Koffer mit der Deutschlandflagge.
Eigentlich sollen die Räder nach einigen Stunden fertig sein, aber das sind sie nicht und wir werden auf Morgen vertröstet. Am Abend haben wir noch genug Zeit um noch einmal mit Antonio und Rosy die Stadt unsicher zu machen. Neben der interessanten Altstadt sehen wir uns auch ein imposantes Lichtspiel an, welches die Geschichte der Stadt in den nächtlichen Himmel projiziert.

Die Vorderräder sind am Folgetag bereit zum Abholen, aber was ist das – plötzlich will man 820 (rund 48 Euro) statt der ausgemachten 700 Peso (rund 41 Euro). Nicht mit uns! Bereits die 700 Peso sind für mexikanische Verhältnisse ein stolzer Preis und so lässt Ulli den Mexikaner mit seiner Idee gnadenlos abblitzen. Bereits im Vorfeld wurden wir mehrmals darauf hingewiesen Preise im Voraus auszumachen, damit es dann nicht zu Überraschungen kommt. Allzu gern versucht man auf diesem Weg den vermeintlich reichen Touristen so das Geld abzunehmen. Und wenn man im Voraus nichts ausgemacht hat, hat man dann schlechte Karten. Trotz allem oder vielleicht auch gerade deswegen will man uns auch bei einem anderen Problem behilflich sein und vermutlich dort mit einem entsprechenden Preisaufschlag die entgangenen Peso kompensieren. Da bereits seit etlichen Kilometern das Federbein von Ullis Tenere zu soft ist und in einer Gefahrensituation nicht mehr die notwendigen Reserven bietet, wollten wir versuchen dem altersschwachen Federbein etwas Druck zu machen und fragen nach, ob die Mechaniker den Druck des Federbeins auf 12 bar erhöhen können. Auch nach mehrmaligem Nachfragen, ob sie fähig sind einen solchen Druck zu liefern, antworteten sie uns mit „Ja“. Wir freuen uns bereits eine sogar preiswerte, wenn auch vorrübergehende Lösung für dieses Problem gefunden zu haben, da man für diesen Service nur 150 Peso pro Bike veranschlagte. Wir also mit den Vorderrädern schnell zurück zu Antonio und bauen diese ein, um dann wieder schnell bei dem besagten Suzuki Händler zu sein. Gemeinsam mit zwei Mechanikern gehen wir also zu einem nahegelegenen Reifenhändler bei dem der eine Mechaniker diese Prozedur bereits das ein oder andere Mal durchgeführt haben will. Nach längerer Suche und Fragerei in verschiedenen anderen Werkstätten hat er dann auch einen passenden Adapter für das Ventil gefunden und versuch den Stickstoff in den Stoßdämpfer zu füllen. Als wir dem anderen Mitarbeiter noch einmal bestätigen, dass er an der Maschine 12 bar einstellen soll, was er uns kaum glauben kann, geht es dann endlich los. Allzeit den Daumen nach oben lächelt uns der Mechaniker an und meint es funktioniert, bis er dann irgendwann feststellt, dass er wohl Stickstoff abgepumpt hat statt es einzufüllen. Nun ja, ist ja auch ganz schön schwer zwischen rein und raus zu unterscheiden, vor allem wenn man dies schon mehrfach gemacht hat. Guten Gewissens versichert er uns, dass es nun aber geht und der Druck langsam aufgebaut wird und erklärt uns, dass dies ein sehr hoher Druck ist. Es sind mittlerweile 2-3 Stunden vergangen, in denen zwei Personen versuchen einen Stoßdämpfer mit Stickstoff zu befüllen und wir spendieren den Beiden eine Dose Cola, da sie sich schon echt bemühen. Aber irgendwann wird es uns auch zu bunt und wir testen den Stoßdämpfer nachdem die beiden uns versichert haben, dass es schon deutlich besser ist als vorher. Pustekuchen, wie eine Luftpumpe lässt sich das Heck der Tenere auf und nieder bewegen und als sich Ulli dann auch noch drauf setzt, federt es fast bis zum Anschlag ein. So können wir kaum weiterfahren und schon gar nicht mit all unserem Gepäck. Extrem enttäuscht treten wir den Heimweg an. Zum Glück mussten wir für die Prozedur nichts bezahlen. Zum Glück für die Beiden…

Am nächsten Tag machen wir uns auf die Suche nach dem Yamaha-Händler. Dieser kann auf die Schnelle auch nicht helfen, würde uns aber den Dämpfer „kostengünstig“ tauschen, wenn wir einen neuen haben. Leider ist die Tenere hier nicht so verbreitet wie erhofft, sodass die Beschaffung eines Stoßdämpfers auch mehrere Wochen dauern kann.

Nach langem hin und her überlegen entschieden wir uns nun neue Stoßdämpfer in Deutschland zu bestellen. Dies war eigentlich erst für Guatemala geplant, um einen gewissen Vorlauf bei der Paketzustellung zu haben, aber nun mussten wir in den sauren Apfel beißen und hier auf die Teile warten. Toni und Rosy sagten uns gleich, dass es für sie kein Problem ist, wenn wir so lange bei ihnen bleiben, auch auf die Gefahr hin, dass es einige Wochen sind.

Jetzt heißt es abwarten und Tee trinken.


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